Künstler | Damon Albarn | |
Album | Dr Dee | |
Label | EMI | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung | ohne Wertung |
Ganz England feiert die Queen. Zum 60. Thronjubiläum von Elizabeth II. flippt London heute noch einmal aus. Auch Damon Albarn möchte da nicht nachstehen. Er feiert, mit einem Konzeptalbum, Queen Elizabeth ebenfalls – allerdings Elizabeth I. Genauer gesagt: John Dee, den Mathematiker, Universalgelehrten und Berater der Königin im 16. Jahrhundert.
Auf Dr Dee, in dem der Ex-Blur-Frontmann womöglich so etwas wie einen Geistesverwandten entdeckt hat, spürt er dessen Leben und Wirken nach. Das BBC Philharmonic Orchestra macht mit, auch ein 16-köpfiger Chor namens Palace Voices. In drei Wochen soll Dr Dee erstmals an der National Opera in London aufgeführt werden. Es wundert angesichts dieser Eckdaten sicher kaum, dass das Ergebnis mit Popmusik reichlich wenig zu tun hat.
Zwar sind auch Tony Allen und Simon Tong wieder mit von der Partie, die ihn auch bei The Good, The Bad & The Queen (da ist sie wieder!) begleiteten. Aber Dr Dee blickt noch viel, viel weiter über den Tellerrand, als man das von Albarn mittlerweile erwartet – immerhin hat dieser Mann mit den Gorillaz die erste Cartoonband der Welt erfunden, mit Mali Music den Blick der englischen Musikszene wieder nach Afrika gerichtet und den gewagten Soundtrack zu 101 Reykjavik mitgeschrieben.
Das Album beginnt mit Vogelzwitschern, Kirchenglocken und Orgel (The Golden Dawn) und endet mit einer hübschen Ballade, die wiederum in Vogelzwitschern mündet (The Dancing King). Dazwischen gibt es Instrumentals, A-Cappella-Stücke und vieles, was eher an Klassik oder Kirchenmusik denken lässt denn an einen der größten lebenden britischen Popstars.
Das wird geheimnisvoll zu Pizzicato-Streichern (A Man Of England), betörend mit Frauenstimme und Harfenklängen (The Moon Exalted) oder auch mal dezent afrikanisch, wie Preparations mit seinen Percussions. Dazu kommen Choralgesänge und reichlich Musik, die tatsächlich klingt, als könne sie 400 Jahre alt sein.
Das vielleicht Erstaunlichste an Dr Dee ist dabei, dass man Albarn darin trotzdem wiederfindet. The Marvellous Dream singt er zur akustischen Gitarre, Cathedrals ist eine rührende Ballade, die auch auf ein spätes Blur-Album gepasst hätte, und Watching The Fire That Waltzed Away entwickelt einen faszinierenden Drive. In diesen Momenten sind dann durchaus Spurenelemente von Blur und den Gorillaz erkennbar. Oder besser umgekehrt: Diese Songs zeigen, mit welch großem Mut und Horizont Damon Albarn auch mit seinen Pop-Vehikeln arbeitet.
So modern muss es dann auch sein, wenn es um das Elisabethanische Zeitalter geht: ein interaktiver Sampler zu Dr Dee.
httpv://www.youtube.com/watch?v=6B00RPNoVoc
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