Künstler | Deko Deko | |
EP | Make Death Listen | |
Label | Ortloff | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Bandnamen sind eines der langweiligsten Themen der Welt. Die Musiker hassen es, die Bedeutung irgendeines Insider-Witzes zu erklären, den sie sich vor fünf Jahren haben einfallen lassen. Gibt es trotzdem Journalisten, die unmotiviert genug sind, danach zu fragen, bekommen sie abstruse Lügen aufgetischt oder die Wahrheit, die oft so banal ist wie „Wir dachten halt, das klingt gut“, oder „Das war der Name der Fleischerei, in deren Keller wir am Anfang immer geprobt haben.“
Zwei Ausnahmen gibt es von der Regel, dass man Bandnamen möglichst nicht thematisieren sollte. Erstens: Wenn ein Act ganz am Beginn seiner Karriere steht und man die Sache mit dem Moniker wenigstens ein einziges Mal klären will. Zweitens: Wenn der Bandname etwas über die Musik aussagt.
Bei Deko Deko trifft gleich beides zu. Das Elektronik-Duo aus Leipzig hat mit Make Death Listen kürzlich seine Debüt-EP veröffentlicht. Und was es darauf zu hören gibt, nennen Lena Seik und Tristan Schulze selbst „Dekorative Dekonstruktion“. Das bedeutet: Strophe-Refrain-Strophe ist hier als eindeutig zu langweilig gebrandmarkt. Stattdessen werden herkömmliche Sounds zertrümmert, zerquetscht oder zerrissen und neu zusammengesetzt. Das Ergebnis darf dann gerne schön klingen.
Die vier Tracks auf Make Death Listen klingen entsprechend geheimnisvoll und anders, oft lässt sich ein mattes Schimmern erkennen, bei dem man ahnt, dass im Kern ein strahlender Schatz steckt, und zugleich erkennt, dass er vielleicht noch ein bisschen schöner dadurch geworden ist, dass sich Staub, Rost oder Moos darauf abgelagert haben.
Die Prägung von Punk und Postrock, die Lena Seik und Tristan Schulze erfahren haben, hört man der EP nicht an. Stattdessen gibt es Beats, die niemals bloß antreiben wollen, sondern immer ein gleichwertiger Bestandteil des Gesamtsounds sind. Einen Mix aus Düsterem und Leichtigkeit. Und die Gewissheit, dass diese Musik auch ihre visuelle Umsetzung immer schon mitdenkt.
Für die elektronische Schwermut, die sich hier breitmacht, kann man The XX als Referenz heranziehen, wenn man unbedingt mag. Der oft effektreiche Gesang erinnert manchmal an die Stücke, die man zuletzt so von Xiu Xiu, TheeSatisfaction oder Susanne Sundfør gehört hat. Und nicht zuletzt kann (und will) Make Death Listen auch eine Pop-Sensibilität und Club-Möglichkeit nicht verbergen, die in Sally um deutlichsten hervortritt und erklärt, warum die Leipziger im Januar mit We Have Band auf Tour sein werden.
Alles in allem: ein spannender, gelungener Mix. Sollte der Tod hier wirklich eines Tages hinhören müssen, dann wird er auf jeden Fall eine Menge finden, über das er sich den Kopf zerbrechen kann.
Hier sind Deko Deko gemeinsam mit We Have Band live zu erleben:
23.01.13 Leipzig – Conne Island
24.01.13 Berlin – Berghain
25.01.13 Hamburg – Übel&Gefährlich
26.01.13 Hannover – Café Glocksee
Schillernd: Das Video zu Behind The Eyes von Deko Deko:
httpv://www.youtube.com/watch?v=qWqeXfOHqH0