Künstler*in | Dropkick Murphys | |
Album | Signed And Sealed In Blood | |
Label | Cooperative Music | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
Ganz ehrlich: Die Dropkick Murphys auf Platte, das ist auch beim achten Album der Band noch immer ein wenig so, als würde man einen richtig guten Whiskey aus einer Plastikflasche trinken. Das echte Erlebnis gibt es bei der Band aus Massachusetts in den Konzerten, bei denen man gewiss sein kann, dass man nicht am Türsteher vorbei kommt ohne ein paar Tattoos, ein paar Bier intus und ohne das Herz am rechten Fleck.
Signed And Sealed In Blood ist dennoch ein Riesenspaß, auch auf Platte. In den USA hat das Werk schon Platz 9 der Charts erklommen, auch hierzulande wird es die Fans der Dropkick Murphys begeistern. Denn in gut 45 Minuten Folkpunk gibt es viel Power, Leidenschaft und ein bisschen Romantik. Und für alle, die auf das Live-Erlebnis warten, ist es auch nicht mehr lange hin: Ab Ende Januar ist das 1996 gegründete Septett in Deutschland auf Tour.
Dass die Shows eine große Sause werden, ist so gut wie garantiert. Denn nach dem Quasi-Konzeptalbum Going Out In Style gibt es diesmal wieder weniger Hintergrund, dafür mehr Hits. Signed And Sealed In Blood bietet „just us having fun and making the most catchy, singalong kind of songs we can”, umschreibt Bassist Ken Casey die Herangehensweise. “We wanted to make an aggressive and over-the-top album that exuded what we love about this band. Everything is a little bit bigger, a little bit louder, and a little bit clearer. We wanted to turn up the guitars and background vocals and make it sound like 10,000 people in a stadium. That’s the feeling.“ The Boys Are Back klingt dementsprechend gleich zum Beginn nach Irland, Kneipe und Fußballstadion. Oder aber: Nach Gaslight Anthem plus Adrenalin plus Testosteron.
Burn entwickelt mit seinem Knüppelschlagzeug irre viel Druck, The Battle Rages On ist nicht mehr weit von Metal entfernt. Das packende My Hero hat viel Wut im Bauch, so ähnlich wie Don’t Tear Us Apart würde Bruce Springsteen wohl heutzutage klingen, wenn er noch Lust auf richtig plakative, mitreißende Momente hätte. Und Out On The Town lässt vermuten, dass der patentierte Status-Quo-Boogie in einer Hafenkneipe erfunden wurde.
Jimmy Collin’s Wake ist als fünftes Lied das erste Stück, das nicht mit blutendem Herzen und vollkommen atemlos daherkommt, sondern so etwas wie Gelassenheit ausstrahlt. Aber auch wenn das Akkordeon erklingt oder es mit anderen Mitteln etwas traditioneller wird, bewahren die Dropkick Murphy’s immer ihre Kraft. Die Single Rose Tattoo (einige Fans dürften den Song schon kennen, denn er erklang beispielsweise schon bei den Fesitivalauftritten im vergangenen Sommer) demonstriert das. Der Song bleibt beinahe akustisch, Atmosphäre, Thema und Attitüde lassen an eine Ballade denken, trotzdem bleibt das Lied schmissig.
Das gilt auch für The Season’s Upon Us, den perfekten Weihnachtssong (samt Tamburin und Flötensolo) für die dysfunktionale Familie. „Everybody was like, ‚Write a Christmas song!'“, erinnert sich Ken Casey. „So I sat down with a pen and paper, and I thought, ‚Fuck, there are million Christmas songs? How do you top the greats?‘ I decided to go the other way and write something for the large percentage of the population who either don’t like the day itself or their families. I wanted to point out some realities. It’s more fun that way. There’s some sarcasm, humor, and truth. I think the world has enough timeless Christmas classics…it needs a few more for the poor jerk who has lost it all and has nobody or worse off has tons of family members who all suck worse than the next.“
Natürlich wird in diesem Lied an Heiligabend gebechert, und auch sonst sind Whiskey, Guinness & Co. auf Signed And Sealed In Blood allgegenwärtig. Besser als Out Of Our Heads kann ein Soundtrack für ein Saufgelage nicht klingen, und der schunkelnde Rausschmeißer End Of The Night ist so etwas wie das Nein Mann, ich will noch nicht gehen für den bekennenden Eckkneipenromantiker.
Unterm Strich bleibt eine Platte für alle, die Mumford & Sons ganz nett finden (deren Winston Marshall spielt übrigens das Banjo auf Rose Tattoo), aber sich einfach ein bisschen mehr Action wünschen. Vielleicht sogar das ultimative Dropkick-Murphys-Album, das Ken Casey einmal so umschrieben hat: ”It makes you want to laugh. It makes you want to cry. It makes you want to punch someone in the face. It makes you want to be happy.“ Bei Signed And Sealed In Blood kann er hinter jeden Satz ein Häkchen setzen.
So kaputt kann Weihnachten sein: Das Video zu The Season’s Upon Us:
httpv://www.youtube.com/watch?v=I9nroG5kk9g
Homepage der Dropkick Murphys.
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