Künstler | Dutch Uncles |
Album | Out Of Touch In The Wild |
Label | Memphis Industries |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung | *** |
Beinahe platzen die Dutch Uncles auf ihrem dritten Album Out Of Touch In The Wild vor lauter Ideen. Das 2008 gegründete Quintett aus Manchester kennt dabei nur eine Richtung: immer noch mehr von allem, noch ein bisschen mehr Komplexität, noch ein bisschen vertrackter.
Für Out Of Touch In The Wild haben Pete Broadhead, Daniel Spedding (beide Gitarre), Andy Proudfoot (Schlagzeug), Robin Richards (Bass) und Duncan Wallis (Gesang) weitgehend auf Vorab-Demos verzichtet, sondern alles direkt im Studio entwickelt, um noch mehr Freiheiten zu haben. Das ist ein großer Spaß für alle, die Vampire Weekend mögen, die Beta Band oder vor allem Hot Chip.
Wie eine Ballade von Alexis Taylor & Co. klingt der Opener Pondage, der dann noch um eine funky Gitarre und Massive-Attack-Streicher angereichert wird. Bellio (in dem das Problem thematisiert wird, dass man seinen Freunden manchmal nicht zeigen kann, wie gerne man sie hat) ist wunderbar verspielt, Brio profitiert ganz am Ende des Albums vom robusten Bass.
Gleich viermal ist eine Marimba im Einsatz: Im sehr schicken Fester macht sie am Ende beinahe schwindlig, in Threads verströmt sie eine hübsche Melancholie, in Nometo (einem von mehreren Songs, in denen es um die Sucht, ihre Anziehungskraft und ihre Folgen geht) trifft sie auf eine fiese E(ighties)-Gitarre. Ein Höhepunkt ist Zug Zwang: Ein nervöses Klavier gibt darin den Ton an, neben der Marimba setzt der Track noch auf famose Streicher, die ganz neue Genres für sich entdecken.
Auch Flexxin stellt irre Dinge mit den Geigen an, Phaedra (das komplett auf einen Beat verzichtet) hört man durchaus an, dass Dutch Uncles zu den wichtigsten Einflüssen für Out Of Touch In The Wild – neben Kate Bush, Japan, Prince und Neu! – auch Igor Stravisnky zählen.
So eingängig wie Hot Chip werden die Dutch Uncles hier zwar niemals. Dafür entwickelt Out Of Touch In The Wild trotz all seiner Komplexität auf Dauer dann doch so etwas wie eine Pop-DNA. „It’s still an album to be listened to with pop ears, and not to be considered as an overblown prog-math-rock-bloody-time-signature ideology”, betont Sänger Duncan Wallis.
Lieder wie Fester bestätigen diesen Ansatz: Sie öffnen kleine Türen in dieses sehr spezielle Sound-Universum, die es erlauben, dass man dieses Album nicht nur bewundern, sondern auch lieben kann.
Tanz, Licht und Kristalle: Das reicht, um aus Fester ein tolles Video zu machen.
httpv://www.youtube.com/watch?v=5BVZzkwDucQ