Künstler | Emika |
Album | Emika |
Label | Ninja Tune |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Bewertung | ** |
Man hat es nicht leicht als Musikjournalist. Bei den Konzerten, zu denen man eingeladen wird, muss man die Getränke selbst zahlen. Auf den Festivals, die man kostenlos besuchen kann, muss man sich mit den ordinären Besuchern herumschlagen, die komische Hüte tragen oder morgens nicht geduscht haben. Und in der Zeit dazwischen sitzt man am Schreibtisch und bekommt Unmengen von CDs geschickt von Bands, die alle noch immer wie die Strokeslibertinesarcticmonkeys klingen wollen.
Kein Wunder, dass man da dankbar ist, wenn einmal etwas anders ist. Emika ist anders. Ihre Biographie enthält gleich eine ganze Reihe von Punkten, die eher ungewöhnlich sind im Musikgeschäft: Ihre Familie kommt aus Tschechien (anders!). Sie ist eine klassisch ausgebildete Pianistin (anders!). Die Sounds, aus denen ihr Debütalbum Emika besteht, hat sie im legendären Berliner Berghain aufgenommen (anders!) und dann daraus ohne weitere Instrumente nur mithilfe eines Tonstudios ihre Tracks gebastelt (anders!). Und sie darf sich rühmen, ganz passabel auszusehen (nicht anders, aber bei gelangweilten Musikjournalisten auch gerne genommen).
So kommen wahrscheinlich Lobeshymnen wie diese zustande: „Emerges at a crossroads between The XX’s spacious pop and Scuba’s snow crunch dubstep.“ (Music Week) oder „Creepy, seductive and brimming with bass“ (Guardian). Beides ist nicht ganz falsch, und doch ist es nur die halbe Wahrheit. Denn Emika liefert definitiv ein geheimnisvolles, ambitioniertes Album ab, das schillernd und verführerisch ist wie ein Kristall. Aber unter dieser Oberfläche steckt meistens: nichts.
3 Hours ist erstaunlich zurückgenommen für einen Opener und auch ansonsten äußerst selbstbewusst. Common Exchange wird noch ein Stück abstrakter, verschachtelter – und geht noch mehr auf Distanz zum Hörer. Professional Loving ist zugleich nervös und hypnotisierend, auch Count Backwards ist eine perfekte Vorlage fürs Science-Fiction-Kopfkino. Immer wieder sind die Stücke sehr reduziert, und stets dominiert vom göttlichen Bass. Kein Wunder: Emika ist ein großer Fan von Techno der ersten Stunde: “It was a movement with sound and dancing at its very core. It was not about idols or stars, it was about sound and people coming together to dance and feel free.”
Schon nach einer guten Viertelstunde hat man auch verstanden, warum Radiohead-Frontmann Thom Yorke oder Mary-Anne Hobbs, die erste Frau für Dubstep bei der BBC, zu den Fans von Emika zählen: Double Edge, das mit einer Klaviermelodie beginnt, die an das Teris-Lied erinnert, klingt wie ein Irrenhaus voller Annies. Pretend ist ein Musical im Vakuum, The Long Goodbye fast nur noch ein Durcheinander mit viel Bass.
Das ist halbwegs interessant, aber auch verschlossen, verkopft und verzichtbar. Anderssein ist eben keine Leistung an sich.
Emika interpretiert Pretend live auf der Bühne mit dem Brandt Brauer Frick Ensemble:
httpv://www.youtube.com/watch?v=KCpLXpMB7F8
schlecht recherchiert & dumme vergleiche – der typische mist von amateur-musikschreiberlingen mit halber ahnung von dem was sie da zusammengoogeln! schreib doch mal „anders!“.