Künstler | Foxygen | |
Album | We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic | |
Label | Jagjaguwar | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic heißt das zweite Album von Foxygen. Der entscheidende Bestandteil dabei ist “21st century”. Denn dass dieses kalifornische Duo, bestehend aus Sam France und Jonathan Rado, in der Gegenwart zuhause ist, mag man im Angesicht dieser Platte kaum glauben.
In The Darkness, der erste von neun Titeln, vereint eine Sgt. Pepper-Trompete mit einem Come Together-Beat und einem Lady Madonna-Klavier. Die Beatles, also. No Destruction klingt, als wäre Lou Reed der neue Sänger von Creedence Clearwater Revival, der sich dann kurz vor Schluss allerdings in Bob Dylan verwandelt.
Freilich ist das Duo, das schon seit 2005 zusammen musiziert, weit davon entfernt, bloß den Helden von einst nachzueifern. Das von ihrem Entdecker Richard Swift (unter anderem Damien Jurado) produzierte We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic klingt zwar retro, aber dennoch abenteuerlustig. Das Hören dieser Platte ist wie das Anschauen von alten Science-Fiction-Filmen, in denen man sehen kann, wie sich die Menschen vor zwei Generationen das Jahr 2013 vorgestellt haben.
Das instrumentale Bowling Trophies belegt das am besten: Ein Track mit Motorengeräuschen, Stimmeffekten und schrägen Bläsern wäre 1968 sicher futuristisch gewesen. Auch der seltsame Funk von Oh Yeah passt in diese Richtung: So etwas käme wohl heraus, wenn sich Beck mit MGMT zusammengetan hätte. Der komplexe Titeltrack nimmt einen patentierten Velvet-Underground-Sound als Grundlage, setzt aber reichlich Punk-Power und Irrwitz à la Ween obendrauf.
Dazu passt, dass Sam und Jonathan angeblich davon ausgehen, all ihre Ideen kämen in Wirklichkeit von kosmischen Wesen, und sie selbst dienten lediglich als Medium. Solche Theorien glaubt man sofort, wenn man den Rausschmeißer Oh No 2 hört, der am Beginn noch verträumt ist, dann aber völlig durchgeknallt. Oder das forsche On Blue Mountain, in dessen Strophe Mick Jagger erst schlimme Qualen zu erleiden scheint, um dann auf einen richtig miesen Trip zu geraten.
Der eindeutigste Einfluss sind allerdings die Kinks. Die Stimme von Jonathan Rado erinnert nicht nur an Ray Davies. Foxygen bieten in ihren Texten wiederholt auch deren lakonischen Witz. „She don’t love me / that’s news to me“, heißt die zentrale Zeile in der wunderhübschen Single Shuggie. Auch San Francisco könnte mit seinem feinen Wortspiel im Refrain (und dem Call-and-Response-Gesang, der von Flöten und Glockenspiel begleitet wird) gut zu den Kinks passen.
All das ist getragen von großer Lust auf Psychedelik und einer beeindruckenden Musikalität, die zugleich für Eingängigkeit und Abwechslung sorgt. Foxygen machen Pop für Leute, die Pop nicht mit Eindimensionalität gleichsetzen.
Das Video zu San Francisco, stilecht mit Sonne und Batikhemden:
httpv://www.youtube.com/watch?v=ue-b0Voi0Rg