Künstler | Franz Ferdinand | |
Album | Franz Ferdinand | |
Label | Domino | |
Erscheinungsjahr | 2004 | |
Bewertung |
Was für ein Name! „Wir wollten einen Namen, der gut klingt, eine Alliteration hat und für den Aufbruch in eine neue Zeit steht“, sagen Franz Ferdinand. Also: Franz Ferdinand. Der Erzherzog. Der Thronfolger Österreich-Ungarns. In Sarajevo erschossen und damit Auslöser des Ersten Weltkriegs.
Was für eine Geschichte! Ehemalige Kunsthochschüler, des Malens überdrüssig, Autodidakten an ihren Instrumenten, aber mit Stil. In Glasgow hatten sie ihren eigenen Club, Szenetreff und illegal, natürlich.
Was für ein Ziel! Rockmusik, zu der Mädchen (!) tanzen (!!) wollen (!!!) soll es sein.
Was für eine Platte! Der Beginn ist pures Understatement, schon Zitat und schon vollendet. „Jacqueline was 17“, croont Alex Kapranos beinahe, dann legt der Rest los mit Andersdisco. Das ist der Aufruhr von The Clash, der Stil von David Bowie, die Message von Oscar Wilde. „It’s always better on holiday / That’s why we only work when we need the money.“
Ein völlig (w)irrer Beat peitscht dann Tell Her Tonight voran, der Gesang befürchtet anscheinend, dass ihm gleich schwindlig wird und versucht deshalb, mit einem astreinen Vocal-Group-Chorus zu kontern. Man kann arty farty dazu sagen, aber auch: sophisticated.
Auch Take Me Out hat dieses schizophrene Element, dazu den Rhythmus, bei dem man (pardon) mit muss. Ein Killer ein Killer ein Killer. Als müssten Blur im „Club 54“ um ihre Leben spielen, circa 1987. Dann The Dark Of The Matinée, nicht ganz so eingängig, aber faszinierend ausgetüftelt und textlich das beste Lied auf dieser an großen Pop-Texten nun wahrlich nicht armen Platte. Nur zwei Stellen als Beleg: „I time every journey / to bump into you / accidentally I / charm you and tell you / of the boys I hate / all the girls I hate / and the words I hate / and the clothes I hate / how I’ll never be anything I hate / you smile, mention something that you like / and how you’d have a happy life / if you did the things you like.“ Und dann, noch größer: „So I’m on BBC2 now / telling Terry Wogan how I made it / what I made is unclear now.“
Auf dieses Sahnestück lassen Franz Ferdinand ein quasi-psychedelisches Liedchen mit dem unfassbaren Namen Auf Achse folgen, der Beat verheißt in der Tat Autobahn, vielleicht auch Eisenbahnschienen, jedenfalls Kilometerfressen.
Danach gibt es noch drei Großtaten: This Fire ist Roxy Music, nur mit Eiern, Zoot Woman, nur schmutzig; The Cure, nur schick. Außerem Michael, unbarmerzig in die Beine gehend und sich dabei immer wieder selbst überholend. Schließlich Darts Of Pleasure also Lounge-Pop mit Schmackes, Punk mit frisch gewaschenen Haaren und einem auf deutsch gesungenen Schlussteil, der ein garantierter Ausflipp-Moment auf jeder Party ist: „Ich heiße super fantastisch / Ich trinke Champus mit Lachsfisch.“ Alles klar?
Beim Clip konnte es natürlich nur eine Entscheidung geben: Die beautiful boys on a beautiful dancefloor in Michael.
httpv://www.youtube.com/watch?v=JYjDD3J81CM
5 Gedanken zu “Franz Ferdinand – „Franz Ferdinand“”