Künstler | Frida Amundsen |
Album | September Blue |
Label | Emi |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung | *** |
Es ist fast rührend, wie altmodisch die Karriere von Frida Amundsen bisher gelaufen ist. Kein Social-Media-Hype, keine ausgedachten Gründungsmythen, keine Castingshow, kein Künstlername. Die 22-Jährige aus dem kleinen norwegischen Städtchen Vaksdal sang einfach gerne, entschloss sich deshalb für ein Musikstudium und schickte vor drei Jahren ein Demo an Emi. Die Leute bei der Plattenfirma fanden die Stimme toll, produzierten eine Single – und die wurde nicht etwa im Netz ein Renner, sondern im Radio. Closer wurde im Jahr 2011 zum meistgespielten Song überhaupt in Norwegen.
„Ich würde Closer als eine Art Licht bezeichnen, ein sommerliches Lied über Jugendliebe, dabei möchte ich es aber meinen Hörern überlassen, wie sie den Song sonst interpretieren. Jedenfalls geht es darum, Gefühle zu empfinden, für einen Menschen, der dies nicht erwidert“, sagt Frida Amundsen über das Lied, das ihr den Durchbruch brachte und nun passenderweise den Auftakt ihres Debütalbums September Blue bildet.
Closer ist heiter, folky und mädchenhaft, ohne seine Putzigkeit zu übertreiben – Rosi Golan oder Yael Naim haben zuletzt mit diesem Rezept ebenfalls tolle Platten vorgelegt. Closer ist aber vor allem typisch für den Sound von September Blue: es gibt hier sehr guten, vergleichsweise unaffektierten Pop. Auch das passt durchaus zum eher altmodischen Ansatz von Frida Amundsen.
Flawed kombiniert eine fast larmoyante Strophe mit einem hoffnungsvollen Refrain. Die Ballade You Are Not Alone war in Norwegen bereits eine Single, setzt nur auf Klavier und Cello und könnte sehr gut ins Oeuvre von Vanessa Carlton oder gar Christina Aguilera passen. Das im Vergleich dazu geradezu opulente Rush ist im Herzen ein Soul-Song, mit Shuffle-Beat, Glockenspiel und Händeklatschen. Aus Sing strömt die schiere Freude am Musikmachen heraus, so wie das tanzbare Echo Of Me werden die Lieder auf dem nächsten Album von Lena Meyer-Landrut klingen, wenn sie Glück hat.
„Ich möchte Lieder schreiben, in denen die Menschen einen Teil von sich selbst erkennen, sodass mein Album für jeden Einzelnen ein sehr persönliches Album werden kann. Dabei ist es mir wichtig, dass alle Songs aus mir herauskommen und wirklich, also greifbar sind“, sagte Frida Amundsen während der Arbeit an September Blue. Das ist ihr fast immer gelungen, im intensiven, toll gesungenen Yesterday’s Gone (geschrieben gemeinsam mit Lene Marlin) oder in Domino, das mit pompösen Schlagzeugsound und wild hämmerndem Klavier fast hymnisch klingt, aber sich doch einen Rest an Schüchternheit bewahrt.
Nicht alles hat den Charakter, den ein wirklich großes Debüt braucht, aber trotzdem ist September Blue stark genug, um große Hoffnungen zu wecken. An acht der elf Liedern hat die 22-Jährige mitgeschrieben, und bezeichnenderweise sind die Lieder ohne ihre Mitwirkung (Someone Make Me Cry und September Song) die schwächsten auf dieser Platte. Es sind die einzigen Minuten, in denen die Musik nach Fließband klingt. In den anderen Tracks schafft es Frida Amundsen, ihr Team um Produzent Lars Hustoft nicht wie Auftrags-Komponisten, sondern wie eine verschworene Gemeinschaft klingen zu lassen.
Das beste Lied auf September Blue ist allerdings eine Coverversion: Robyns Be Mine singt Frida Amundsen, nur von Klavier und Bass begleitet, so unglaublich gut, dass allein diese Version gereicht hätte, um Robyn auf die Idee zu bringen, ihre schönsten Songs auch noch zusätzlich als Akustikversion herauszubringen.
Robyn wäre wohl sehr angetan: Frida Amundsen singt Be Mine:
httpv://www.youtube.com/watch?v=TzR95TyMda0&feature=plcp