Künstler*in | Goldfrapp | |
Album | The Singles | |
Label | Mute | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung | Foto oben: (C) Beats International / Daniel Topete |
Nach fünf Alben und 13 Jahren wird es Zeit für eine Zwischenbilanz im Hause Goldfrapp. Das Electronic-Duo präsentiert The Singles erfreulicherweise erst acht Wochen nach dem Weihnachtsgeschäft und packt, auch das ist ein bisschen mehr als Standard, zwei neue Stücke obendrauf.
Ein bisschen mehr als Standard – das könnte durchaus auch die Überschrift für das musikalische Schaffen von Alison Goldfrapp und Will Gregory sein. Die Werkschau zeigt nicht nur, dass Goldfrapp bei ihrer Erkundungstour durch die Electro-Welt erstaunlich unterschiedliche Gestalten angenommen haben. The Singles belegt auch, dass Alison Goldfrapp möglicherweise so etwas ist wie die Kylie Minogue mit der langweiligeren Biographie, aber den besseren Songs.
Passenderweise muss man gerade in den schwächsten Momenten von The Singles an Kylie denken, und das spricht Bände. Die Keyboard-Melodie von Number 1 ist ein bisschen arg naiv. Auch Train ist ein wenig plump, das können auch die vielen kleinen Klangdetails im Hintergrund nicht übertünchen. Believer gerät ebenfalls eher seicht – wenn das eine Single war, dann fragt man sich, wie belanglos die dazugehörigen Albumtracks wohl sein müssen.
Aber das sind kleine Wermutstropfen angesichts einer ganzen Menge todschicker, gefühlvoller, charaktervoller Musik. Ooh La La macht den Auftakt, mit einem Glamrock-Beat, der auch in Strict Machine oder Train immer wieder durchschimmert, und auch sonst mit so viel Hedonismus, dass Marc Bolan seine Freude daran gehabt hätte. Lovely Head und Utopia sind hingegen herrliches Kopfkino. Ersteres bringt Portishead, Burt Bacharach und Ennio Morricone in so etwas wie einem Horrorfilm ohne Schockmomente zusammen, Letzteres hat ebenfalls eine grandiose Technicolor-Ästhetik, aber dazu auch noch eine satte Dosis Kraft.
Happiness baut Soul- und Sixties-Elemente ein, Rocket wagt sich unfassbar stilecht in Richtung Achtziger und zeigt, dass Goldfrapp auch dann gut bleiben können, wenn sie sich freiwillig an Leichtgewichtigem versuchen. A&E ist der perfekte Mix aus Eleganz und Innovation, Ride A White Horse könnte nicht verführerischer sein. Black Cherry ist eher eine Stimmung als ein Song.
In diese Kategorie fallen auch die beiden neuen Tracks von Goldfrapp, die ganz am Ende von The Singles platziert sind. Das zauberhafte Yellow Halo klingt wie das sanfte Erwachen aus einem herrlichen Traum, in den man dann doch wieder zurückfällt. Melancholy Sky schwebt eigentümlich um eine Melodie, die ein wenig an It’s All Over Now, Baby Blue erinnert, bis dann die Streicher das Sahnehäubchen auf dieses Album setzen. Das beste Fazit für diese Musik haben Goldfrapp mit einer Zeile in Strict Machine selbst gegeben: wonderful electric.
Goldfrapp spielen Melancholy Sky live:
httpv://www.youtube.com/watch?v=KJVmu6xu3RI
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