Künstler | Green Day | |
Album | Awesome As Fuck | |
Label | Warner | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Punk ist das alles natürlich nicht mehr. Feuerwerk auf der Bühne ist nicht Punk. Ganz viele «Hey Ho»-Spielchen mit dem Publikum sind nicht Punk. Romantische Klavierpassagen wie in Viva La Gloria sind nicht Punk. Ein Saxofonsolo bei Static Age ist erst recht nicht Punk.
Doch Green Day stehen nach 23 Jahren als Band längst über der Frage, wie glaubwürdig, subversiv oder gefährlich ihre Musik noch ist. Punk ist für sie zwar weiterhin ein Synonym dafür, dass sie mit vielem nicht einverstanden sind und außerdem wirklich meinen, was sie sagen. Es ist bei Green Day aber auch längst bloß eine besonders individuelle Art, eine Party zu feiern.
Das beweist auch ihr gerade erschienenes Livealbum Awesome As Fuck. Darauf versammelt das Trio 17 Stücke, aufgenommen bei verschiedenen Shows während der Welttournee 2009/10. Obendrauf gibt es noch eine DVD mit 80 Minuten eines Konzerts in Tokio.
Schon die CD lässt erahnen, wie frisch die Kalifornier noch immer sind. Die Bilder im Booklet zeigen Billie Joe Armstrong, Tre Cool und Mike Dirnt fast immer beim Springen – hoch, höher, noch höher. Die Musik ist die Entsprechung davon: kraftvoll, inspiriert und mit einem Schuss Ironie. Es gibt fast alle Hits, von Klassikern wie When I Come Around und Burnout bis zu 21 Guns vom jüngsten Erfolgsalbum 21st Century Breakdown.
Richtig nachvollziehbar wird das Phänomen Green Day allerdings erst beim Blick auf die DVD. Das Intro erinnert an den Beatles-Song It’s All Too Much, am Ende von Jesus Of Suburbia wird frech Johnny Cashs Ring Of Fire zitiert und mittdendrin gibt es eine Coverversion des The-Who-Krachers My Generation. Das zeigt: Green Day sehen sich längst in einer Reihe mit diesen Klassikern, und sie haben die Songs dazu, um sich das erlauben zu können.
Sie bedienen mittlerweile selbst ohne Scheu alle Rockshow-Klischees, die einst die Hair-Metal-Bands pflegten, gegen die Green Day angetreten waren. Doch sie bewahren sich auch einen Rest von Aufmüpfigkeit. Die Kamera ist hektisch, manchmal verliert sie ruckartig den Fokus – als werde mitten aus dem Moshpit gefilmt und der Kameramann sei gerade rüde angerempelt worden. «Let’s go fucking crazy», fordert Billie Joe Armstrong die Fans auf der CD insgesamt sieben Mal auf – auch das wäre ein guter Titel für das Album gewesen. Dazu zeigt der Green-Day-Frontmann quasi permanent seinen patentierten Psychopathen-Blick – und macht deutlich, dass er ein richtig guter Rocksänger ist.
Die Symbiose zwischen Band und Publikum ist es, die Awesome As Fuck so sehens- und hörenswert macht. Auch wenn deutlich wird: Selbst die DVD ist hier nur ein müder Ersatz für den Spaß, den die Fans in der Halle hatten – oder die Band auf der Bühne.
Hoch, höher, noch höher: Green Day Welcome To Paradise live in Tokio:
httpv://www.youtube.com/watch?v=B1r1O_lWIZU
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