Künstler | H-Blockx | |
Album | Hblx | |
Label | Embassy Of Music | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Bei, von heute an gerechnet, 14 Festivals werden H-Blockx in diesem Sommer zu sehen sein. Bei Rock am Ring sind sie diesmal nicht dabei. Aber dort, beim bisher letzten von fünf Auftritten, begann das aktuelle Kapitel der H-Blockx-Geschichte. Im Jahr 2010 standen die Partygaranten aus Münster als Vorgruppe von Kiss auf der Bühne in der Eifel. Beflügelt von dem Auftritt beschloss die Band, noch einmal ins Studio zu gehen, um diesen ganz speziellen Live-Vibe einzufangen.
So entstand das siebte Album des Quartetts, in gut vier Wochen Studioarbeit und unter der Regie von Produzent Vincent Sorg (Die Toten Hosen, In Extremo). „Wir haben unfassbar konzentriert gearbeitet, fast alles wurde live eingespielt“, sagt Drummer Steffen „Steddy“ Wilmking, der früher bei Thumb am Schlagzug saß und der einzige im H-Blockx-Lineup ist, der nicht zur Gründungsformation gehört.
Das ist beinahe überraschend, denn hört man Hblx, dann klingt kaum etwas darauf nach Veteranen. Das vielleicht beste Beispiel dafür ist die Single Can’t Get Enough, der dritte Track auf diesem Album. Das Lied arbeitet eigentlich nach dem bekannten H-Blockx-Rezept: Bassist Stephan „Gudze“ Hinz spielt ein Funk-Riff, dazu gibt es harte Gitarren von Tim „Tinte“ Humpe, eine Kuhglocke und Rap. Aber H-Blockx schaffen es hier, auch noch ein Orchester-Sample einzuschmuggeln und in den Sprechgesang tatsächlich eine gute Portion Snoop Dogg zu packen, und diese Mixtur wird zum echten Spaßpaket.
Überhaupt wird der Gesang von Henning Wehland auf Hblx zu so etwas wie der Geheimwaffe. Er hat neben dem Kraftmeier mittlerweile noch ganz neue Facetten in sich entdeckt, und das lässt H-Blockx nicht nur spannender, sondern auch moderner klingen. In Love Can’t Say empfiehlt er sich als Nachfolger für Anthony Kiedes, sollten die Red Hot Chili Peppers jemals Ersatz benötigen und dann ausgerechnet in Münster danach suchen. Headache Remains ist am Schluss des Albums eine tolle Ballade, entweder enorm stilsicher oder sogar durch und durch ehrlich. In In Your Head geht Wehland mühelos vom fast sanften Beginn, begleitet von ein paar Synthies, zum Power-Refrain mit einem Brachial-Riff im Stile von Rage Against The Machine über. In der Musik und dem Gesang von Gazoline stecken genug Punch und Drive, um am Ende des Refrains sogar ein höchst plakatives „O o oho“ zu rechtfertigen.
Ein paar Songs missglücken allerdings auch. I Want My Disco ist zwar tanzbar und am Ende sogar beinahe euphorisierend, aber auch etwas hohl. Dass man sich nicht sicher sein kann, ob das Ganze eine Persiflage sein soll, ist definitiv kein gutes Zeichen. Auch I Want You könnte trotz seiner Laut-Leise-Konstruktion neben der fast militärischen Härte etwas mehr Finesse gebrauchen.
Ansonsten zeigt sich das Quartett aber in bester Verfassung. Hi Hello ist als Auftakt frisch und unverkrampft. DOIOU setzt auf das vertraute H-Blockx-Schema („Wir haben wie früher aufgenommen. Es war back to the roots“, sagt Gitarrist Tim Humpe über die Sessions) bleibt aber inspiriert. Und The Bitch Is Back hat nicht nur eine Bloc-Party-Gitarre zu bieten, sondern auch so viel Feuer, dass die Beatsteaks neidisch werden dürften. Hblx wird somit zu einer sehr erfreulichen Rückkehr nach fünf Jahren Pause und zum Beweis: Erfahrung und Kompetenz müssen noch lange nicht Routine bedeuten.
Kopfnicker-Alarm herrscht im Video zu Can’t Get Enough:
httpv://www.youtube.com/watch?v=j8bSfZWgDtE
In Your Head ist allerdings nicht nur im Stile von Rage Against The Machine angelegt, es ist von Rage einfach übernommen. Der Song heißt „I’m housin“ und ist auf der Renagades von Rage zu finden.