Künstler | Hard-Fi | |
Album | Killer Sounds | |
Label | Necessary Records | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Hard To Beat. Das war, vor nunmehr sechs Jahren, der große Hit von Hard-Fi. Hard To Beat – das ist, seitdem, zu so etwas wie einem schlechten Omen für die Band um Sänger Richard Archer geworden. Denn als schwer zu toppen erwies sich der frühe Erfolg tatsächlich für die Band aus Staines.
Nach dem gefeierten Debüt Stars Of CCTV erreichte zwar auch der Nachfolger Once Upon A Time In The West die Spitze der Charts in England. Aber besonders viel Eindruck hinterließ das zweite Album auf lange Sicht nicht („Wir waren Nummer 1 in Peru“, hält Archer entgegen – das spricht für sich). Morgen erscheint nun die dritte Platte, Killer Sounds. „A rousing roaring return“, hat Q darin erkannt. Das stimmt. Es ist aber nicht die ganze Wahrheit.
Hard-Fi wissen noch immer, wie es geht, daran lässt Killer Sounds keinen Zweifel. Der Rhythmus hat stets reichlich Punch, den Refrain kann man sich auch im angetrunkenen Zustand noch problemlos merken, und die Jungs aus Staines haben auch kein Problem damit, wenn die Mädchen ganz entzückt sind, weil sie ein süßes Xylophon einbauen. In den besten Momenten, wie im soeben exemplarisch geschilderten Stop, funktioniert dieses Konzept glänzend. Auch der Titelsong macht seinem Namen alle Ehre: Killer Sounds ist ein richtig guter Song, in dem sich Hard-Fi erstaunlich selbstbewusst irgendwo zwischen Glamrock und The Who platzieren.
Mehr noch: Das Album hat kaum ein Qualitätsgefälle und überrascht immer wieder mit Liebe zum Detail. Feels Good flirtet mit arabischen Elementen wie es die Chemical Brothers in Galvanize getan haben. In Stay Alive haben Hard-Fi ein kurzes Zitat des Faithless-Hits Insomnia eingebaut, Bring It On spielt mit dem Beat von Billie Jean und hat passend dazu auch gleich hingehauchten Gesang im Gepäck, Sweat bekommt sogar die eine oder andere Schippe Industrial-Sound verpasst.
Trotzdem ist Killer Sounds kein grandioses Werk. Und das hängt wiederum mit Hard To Beat zusammen. Das dazugehörige Album, Stars Of CCTV, hatten Hard-Fi für gerade einmal 300 Pfund in einem Hobby-Studio aufgenommen – und dann weltweit 1,2 Millionen Exemplare ihres Debüts verkauft. Schon dem Nachfolger Once Upon A Time In The West merkte man an, wie schwer es ihnen fiel, sich an diesen Sensationserfolg zu gewöhnen, und wie gerne sie ihn doch auf der anderen Seite aufrechterhalten wollten.
Das schlägt auch auf Killer Sounds durch. In einigen Momenten klingen Hard-Fi wie Neureiche, die all den etablierten Mitgliedern der High Society unbedingt beweisen wollen: Wir gehören dazu. Wir haben ein Recht, hier zu sein. Und wir spielen gerne ein bisschen nach Euren Regeln, wenn das dabei hilft, dass wir länger bleiben dürfen.
Das führt dazu, dass Killer Sounds durchweg mega-plakativ geworden ist, und manchmal auch ein bisschen verkrampft. „Take a long hard look at yourself / you’re just a screw up like everyone else“, singt Richard Archer im Opener Good For Nothing, und da schimmert diese Unsicherheit kurz durch. Die Musik dazu setzt auf einen Beat, der bei den Beastie Boys geliehen scheint, oder bei Jay-Zs 99 Problems – viel mächtiger geht es nicht. Auch bei den Produzenten sind Hard-Fi auf Nummer sicher gegangen. Waren die ersten beiden Alben noch von ihrem Kumpel Wolsey White produziert worden, heuerte das Quartett diesmal Stuart Price (Kylie Minogue, Madonna, Zoot Woman) und Greg Kurstin (Lily Allen) an.
Diese Musterprofis haben die Dance-Vorliebe von Hard-Fi noch ein bisschen glänzender aufpoliert, die hier mit den üblichen Texten über den modernen Großstadt-Frust und vielen klassischen Riffs konkurriert. „Ich interessierte mich für alten Rock’N’Roll und wollte herausfinden, wie wir diese raue, ursprüngliche Energie aufnehmen und in unsere Zeit transportieren könnten“, erzählt Archer über die Pause, die sich die Band vor Killer Sounds gegönnt hat.
Fire In The House hat beinahe eine House-Dramaturgie, und wird dann im Refrain zu einer Mischung aus den Killers, U2 und Oasis – auch hier wird also gleich die ganz große Nummer gefahren. Einen originellen, famosen Groove hat Give It Up, und wenn der Sound dann am Ende ein wenig schmutzig wird und auch noch die Stimme von Krysten Cummings einsetzt, dann sind (ebenso wie später im Love Song) plötzlich Primal Scream ganz nahe.
Das ist alles mehr als solide, hoch unterhaltsam und unbedingt gelungen. Und man will Hard-Fi die ganze Zeit wünschen, dass Killer Sounds durchstartet wie einst Hard To Beat. Dann bräuchten sie endlich niemandem mehr etwas beweisen, und könnten eine ganz entspannte Platte machen. Man darf sicher sein: Sie würde noch besser werden als diese.
Hard-Fi erzählen ein bisschen und spielen dann Good For Nothing. That’s infotainment!
httpv://www.youtube.com/watch?v=JDqzTgk2rdo
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