Hingehört: Heidi Spencer & The Rare Birds – „Under Streetlight Glow“

"Under Streetlight Glow" klingt wie ein romantischer, trauriger Film.
„Under Streetlight Glow“ klingt wie ein romantischer, trauriger Film.
Künstler Heidi Spencer & The Rare Birds
Album Under Streetlight Glow
Label Bella Union
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung **1/2

Heidi Spencer schreibt Songs, seit sie ein Teenager ist. Und schon wenig später hatte sie einen Traum: Sie wollte, dass ihre Lieder in einem Film zu hören sind. Als niemand ihre Songs für einen Soundtrack wollte, besuchte Heidi Spencer schließlich selbst eine Filmakademie, um ihren Wunsch zur Wahrheit werden zu lassen. Dann zog sie quer durch die USA, träumte weiter, spielte und schrieb.

Hört man Under Streetlight Glow, bekommt man einen ziemlich guten Eindruck davon, wie der Film in ihrem Kopf wohl aussieht: sehr klassisch, authentisch, romantisch, traurig. Aki Kauriskmäki wäre sicher ein geeigneter Regisseur für diese Streifen.

Heidi Spencers Stimme ist eher rau als klassisch schön (irgendwo zwischen Edie Brickell, Cerys Matthews und Joana Newsom), und ihre Lieder erzählen streng akustisch vom Leben als moderner Troubadour.

Alibi ist ein höchst interessanter Auftakt, nimmt ganz oft Anlauf, stirbt dann aber immer wieder ab, bevor der stets angedeutete Schwung Realität wird. Auch der Titelsong spielt mit dieser Start-Stop-Dynamik und einem versonnenen Pfeifen – trotzdem kommt hier nirgends Leichtigkeit auf. Das kann schwelgerisch werden wie im Beinahe-Country von Hibernation, untröstlich wie beim Rausschmeißer Whiskey oder manchmal auch wie der letzte Tanz des Abends (Go to France). Heiter wird es nie.

Über den Liedern der Singer-Songwriterin liegt, ähnlich wie bei den ebenfalls geistesverwandten Sophie Zelmani oder Eleni Mandell, stets so etwas wie ein Schleier von Bedrücktheit. „It’s totally not a sad record“, behauptet Heidi Spencer trotzdem im Interview mit AV Club. Immerhin gesteht sie aber auch: „I won’t say it’s happy. Like, the first one’s devastating, the second one’s pretty sad — this one’s a step up, you know?

Under Streetlight Glow ist nämlich schon das dritte Album von Heidi Spencer, aber das erste, das auch international vertrieben wird. Warum die netten Damen und Herren von Bella Union die Notwendigkeit verspürt haben, Heidi Spencer ein größeres Forum zu verschaffen, erschließt sich freilich nicht. Das ist sehr feine Musik, aber mit nicht einmal einem Quantum Unbedingtheit oder gar Unverwechselbarkeit.

Die Chance, damit einen Überraschungserfolg oder gar eine Weltkarriere hinzulegen, ist wohl denkbar gering. Andererseits: Sowas soll ja immer wieder mal passieren. Zumindest in Filmen…

Endlich, ein Film! Das Video zu Alibi ist sehr putzig und bietet passend zum Albumtitel sogar eine Straßenlaterne:

httpv://www.youtube.com/watch?v=9fZK0GGRwYI

Heidi Spencer & The Rare Birds bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.