Künstler | Heisskalt | |
EP | Hallo – Mit Liebe gebraut | |
Label | Chimperator | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
Man braucht nicht unbedingt einen Bachelor in Germanistik, um zu erkennen: Heiß und kalt – das ist ein Gegensatz. Heisskalt haben insofern einen sehr treffenden Namen für ihre Band ausgewählt. Denn das Quartett aus Stuttgart versucht ebenfalls, reichlich Dinge zu vereinen, die nicht zusammen passen.
Da ist zunächst die Plattenfirma: Heisskalt sind die erste Rockband bei Chimperator, dem HipHop-Label, das unter anderem Cro, Kaas und den Orsons eine Heimat bietet. Da ist außerdem ein seltsamer Widerspruch zwischen Inhalt und Form. Heisskalt wollen „das schon tat geglaubte Genre Rock ganz selbstverständlich ins Leben zurück rufen“, kündigt das Presse-Info zu ihrer Debüt-EP Hallo – Mit Liebe Gebraut an. Und dann sind darauf vollkommen unrockige Wörter wie „benötigen“, „erhaschen“ und „Verwendung“ zu hören. Und da ist, nicht zuletzt, eine nicht zu leugnende Diskrepanz zwischen Wollen und Können.
Das Wollen ist hier offenkundig. Nicht nur die großspurige Ankündigung aus dem Pressetext spricht dafür, sondern auch die Begeisterung, die Heisskalt für ihre Musik an den Tag legen. Die erste Single Dezemberluft gab es als Free Download, um möglichst viele Leute Teil haben zu lassen. Hallo – Mit Liebe gebraut ist auf 5000 Exemplare begrenzt, und alle davon haben die Bandmitglieder Mathias Bloech, Philipp Koch, Lucas Mayer und Marius Bornmann handsigniert. Dazu gibt es ein sehr liebevoll gestaltetes Booklet und reichlich Live-Einsatz: Im Januar waren Heisskalt als Vorgruppe von Jennifer Rostock unterwegs, für März steht eine eigene Tour an, auch Festivalauftritte im Sommer sind längst gebucht. Und zwischendurch wollen die Stuttgarter noch ihr Debütalbum aufnehmen, das im Herbst fertig sein soll.
Um das Können ist es bei Heisskalt leider bei weitem nicht so gut bestellt. Die Musik ist zwar durchaus kompetent gespielt, aber die Texte sind schlimm und die Stilsicherheit ist fragwürdig.
Hallo setzt in der Strophe auf einen guten Beat, eine mächtige Gitarre und Sprechgesang à la Kraftklub. Der Refrain lässt aber eher an Schlager denken, oder allenfalls an Echt oder Silbermond. Auch in der Ballade Dezemberluft stört der dumme Text, gekrönt von einem vollkommen plumpen „Oho“ am Ende. Schatz, noch das beste dieser fünf Lieder, klingt mit seinem heavy Riff und dem Schunkelrefrain wie eine B-Seite von Madsen.
Dazu kommt mit Der Mond eine Coverversion des Jan Delay/Moonbootica-Tracks, hier mit wilden Toms, angriffslustiger Gitarre und am Ende verzerrtem Geschrei. Still ist, hörthört!, trotz seines Titels überhaupt nicht leise und unbewegt, sondern laut und rasant. Am Ende des Lieds wird nicht mehr gesungen, sondern gesprochen – es ist der einzige Moment, in dem Hallo – Mit Liebe gebraut so etwas wie einen eigenen Charakter entwickelt. Der Rest ist verkrampft und bemüht. Selbst bei einem HipHop-Label dürfte man wissen: So geht Rock nicht.
Vollen Einsatz (und ein Schaf) gibt es auch im Video zu Hallo:
httpv://www.youtube.com/watch?v=8pHKFHJURMI