Hingehört: Hooded Fang – „Tosta Mista“

Zwischen Garage und Kinderspielplatz tobt sich "Tosta Mista" aus.
Zwischen Garage und Kinderspielplatz tobt sich „Tosta Mista“ aus.
Künstler Hooded Fang
Album Tosta Mista
Label Full Time Hobby
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung ***1/2

Okay, zuerst die Fakten. Hooded Fang kommen aus Kanada, sie sind (je nach Lust und Laune) fünf bis sieben Leute. Benannt hat sich die Gruppe nach einem Kinderbuch von Mordecai Richler. Worum es der Band geht? „Our message is simple: do what you want, work hard, have fun. Put out good shit. Keep the community tight. Don’t be an idiot“, sagen sie selbst.

Tosta Mista ist 23 Minuten lang und ihre (je nach Sichtweise, eine EP und ein nur in Kanada erhältliches Album sind bereits erschienen) erste Platte. Benannt ist sie nach den Sandwiches, die im portugiesisch geprägten Teil ihrer Heimatstadt Toronto verkauft werden. Worum es auf der Platte geht? Tosta Mista erzählt die Geschichte vom Ende einer Liebe. Genauer gesagt: vom Ende der fünfjährigen Beziehung zwischen Sänger Daniel Lee und Bassistin April Aliermo. „Love, lust, heartbreak. Dramatic shit like that. Melodramatic, huh? It’s all kind of tongue in cheek, but very real at the same time”, sagen sie selbst.

Wer das auf dem Papier noch nicht allzu spannend findet, der wird beim Klangkontakt mit Hooded Fang sicher eines Besseren belehrt. Tosta Mista ist ein tolles Debüt mit großem Spaßfaktor, irgendwo zwischen Garagenrock und Kindergarten.

Clap gibt die Richtung vor: Der Song ist schmissig und druckvoll wie die Ramones, zugleich naiv und humorvoll wie Jonathan Richman. Die Band gibt mächtig Gas, aber Sänger Daniel Lee singt dazu kein bisschen aggressiv, sondern eher wie ein Slacker.

Es gibt noch zwei weitere Fixpunkte für Hooded Fang. Der erste sind die sehr frühen Sechziger. Das liegt nicht nur an der Ballade Den Of Love, die sehr stilsicher auf den Spuren von Buddy Holly oder der Everly Brothers wandelt. Auch das zackige ESP scheint dieser Ära entsprungen, mit nur zwei Akkorden, einem sehr effektiven Beatbeat und einem Finale, das zum fast instrumentalen und leicht psychedelischen Tanzspaß wird.

Auch später gibt es auf Tosta Mista immer wieder Momente, in denen sich die Band anscheinend selbst in ihre Lieder hineinsteigert und immer weiter macht, wenn auf dem Textzettel von Daniel Lee schon längst keine Wörter mehr stehen und der Toningenieur auf der anderen Seite der Scheibe womöglich schon panisch winkt.

Der zweite Fixpunkt sind Those Dancing Days. Das liegt nicht nur daran, dass Hooded Fang, ebenso wie die Schwedinnen, sehr gerne auf leicht kitschige Orgelklänge setzen. Sie haben in ihrem Sound auch dieselbe Naivität, die fast kindische Spielfreude und das gewollt Amateurhafte, das in Summe großen Charme entwickelt.

Das Ergebnis sind Hits wie das gutgelaunte Brahma mit seinem feinen Gitarrenriff, der sehr heitere Titelsong oder das fast übermutige Jubb. Das beste Lied heißt Vacationation, es vereint straighte Drums mit Surfgitarren und einen enorm putzigen „uhuhu“-Refrain. „We want it to be a good summer listen, something that you won’t get sick of and that makes you feel alright“, sagen Hooded Fang über Tosta Mista. Da kann man nur mit der großen weisen Stimme des Navigationsgeräts erwidern: Sie haben ihr Ziel erreicht.

Ein bisschen Monty Python bietet Hooded Fang mit dem Video zu Vacationation:

httpv://www.youtube.com/watch?v=U_bJKOsq1ck

Hooded Fang bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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