Künstler | Husky |
Album | Forever So |
Label | Sub Pop |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung | ***1/2 |
Husky sind ganz ohne Frage eine besondere Band. Die vier Australier haben sich nicht nur vier Jahre Zeit gelassen zwischen ihren ersten Konzerten in Melbourne und ihrem jetzt erschienenen Debütalbum Forever So. Sie haben dieses Album auch komplett in Eigenregie in einem Bungalow aufgenommen. Und sie geben sich darauf derart dezent, zurückhaltend und schüchtern, dass es beinahe ein Wunder ist, dass irgendjemand diese Lieder überhaupt zu hören bekommen darf.
Der Grund, warum das trotzdem passiert ist, heißt History’s Door. Das Lied hat ein tolles Klavier und einen famosen Refrain voller Wärme, Schwung und Können. Dazu kommt die Fähigkeit, episch und sensibel zu klingen, ohne pompös oder weinerlich zu wirken, und auch noch ein psychedelisch-mittelalterliches Zwischenspiel. History’s Door, das Husky erst kurz vor Vollendung ihres Albums aufnahmen, gewann den Wettbewerb eines Radiosenders, der „Australia’s next great-unsigned band“ suchte. Und er katapultierte das Quartett an einen Ort, wo sich Frontmann Husky Gawenda, sein Cousin Gideon Preiss (Keyboards), Schlagzeuger Luke Collins und Bassist Evan Tweedie mit einiger Sicherheit nicht allzu wohl fühlen werden: ins Rampenlicht.
„I feel like I just killed a man / Although it doesn’t feel real / the blood’s too red / he looks too dead“, singt Gawenda zwar in How Do You Feel zu einem irritierten Piano, und im akustischen, an Donovan erinnernden Hunter kündigt er mutig an, auf die Jagd zu gehen. Aber Forever So ist der beste Beweis dafür, dass dieser Mann keiner Fliege etwas zuleide tun könnte.
Dafür liefert der Sänger auch gerne noch selbst ein paar Argumente. Die Lieder, die er jahrelang im Stillen geschrieben hatte, plötzlich auf einer Bühne zu singen, war für ihn eine durchaus beängstigende Vorstellung, gesteht Gawenda. “It took a lot of will power to start singing my own songs in front of anybody, but I was determined to do it, because I always had the dream of playing music as my way of life.”
Es ist diese zerbrechliche Verhuschtheit, die Forever So einen enormen Charme verleiht. Immer wieder träumt sich Gawenda in seinen überaus poetischen Texten an andere Orte, in andere Zeiten und Welten. Alles klingt, als gelange es aus einer verschwommenen Erinnerung heraus ans Ohr des Hörers. Wenn man böse ist, kann man das „einschläfernd“ nennen. Wenn man es gut mit Husky meint, dann sind das Lieder wie Träume, in die man sich hineinkuscheln möchte.
Tidal Wave macht den Auftakt mit Summen, Akustikgitarre und der wunderschönen Stimme von Gawenda. Das Lied ist durchaus komplex, ohne jedoch seinen Zauber zu verlieren. Und mit der Zeile „I wasn’t build for this world, I’m slipping“, ist Gawenda dann wohl auch deutlich näher an seinem echten Charakter als mit Jagdfantasien oder Mordgedanken.
Was Husky im Sinn haben, zeigen auch andere Beispiele: Fake Moustache gerät funky im Stile von Joni Mitchell und integriert auch noch ein Vampire-Weekend-Break. The Woods bleibt sehr reduziert, ist aber weit davon entfernt ist, simpel zu sein. Der Rausschmeißer Farewell (In 3 Parts) ist ein tolles Mini-Epos, auf das wohl auch Simon & Garfunkel stolz gewesen wären, samt Bläsern und himmlischem Harmoniegesang. Das ganze Album bietet hochklassiges Songwriting, und die Vorbilder wie Crosby Stills & Nash, Bob Dylan, Neil Young, Leonard Cohen oder die Beach Boys sind auf Forever So durchaus wiederzuerkennen. Eine tolle Platte für alle Freunde der Melancholie, aus dem Reich zwischen der Nacht und dem Morgen.
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