Immanu El – „In Passage“

Künstler Immanu El

Viel Wohlklang und wenig Variationen bietet "In Passage".
Viel Wohlklang und wenig Variationen bietet „In Passage“.
Album In Passage
Label And The Sound
Erscheinungsjahr 2011
Bewertung

Kennst Du eines, kennst Du alle. So ist das Prinzip bei den Liedern von Immanu El. Nehmen wir also gleich das erste, Skagerak. Der Opener zum dritten Album der fünf Schweden ist im Kern eine Klavierballade, mit hoher Stimme gesungen, zum Ende hin mit reichlich Coldplay-Grandezza und einem Schlagzeug, das quasi ausschließlich Wirbel zu spielen scheint.

So geht es weiter auf In Passage. Mal etwas verträumter wie in Comforting Dawn, mal mit einem fehlzündenden Computerbeat am Beginn wie in Into Waters. Doch insgesamt mit so wenig Variationen, dass man beinahe wetten möchte, das nächste Album von Immanu El werde On Passage und das übernächste dann In Massage heißen.

Das ist keineswegs schlimm, denn In Passage ist eine sehr stimmungsvolle, schöne Platte geworden. Wer bei Saybia die ruhigeren Momente mag oder unlängst Gefallen am neuen Album der Boxer Rebellion Gefallen gefunden hat, der ist hier genau richtig. Überall bei Immanu El gibt es sehr gekonntes Songwriting und die große Geste, gerne wird es ausladend (The Treshold ist mit stattlichen 4:45 Minuten das mit Abstand kürzeste Lied auf In Passage), die ätherische Stimme von Sänger Claes Strängberg passt perfekt zu diesem Sound.

Den größten Anteil am Konzept von In Passage hatte aber sein Zwillingsbruder Per Strängberg. Der war zuletzt ein ganzes Jahr auf hoher See, mit einem Segelschiff, das er selbst mit gebaut hat – nach Vorbild eines im 18. Jahrhundert vor der schwedischen Westküste gesunkenen Schiffs.

Bis nach China führte die Reise mit dem historischen Gefährt, und auch der Rest von Immanu El ließ sich von diesem Projekt begeistern. So steuerte die Band mehrere Kompositionen als Soundtrack für eine Dokumentation bei, die an Bord des Schiffes gedreht wurde. Die Weite des Meeres, die Klarheit des Sternenhimmels, das Flimmern am Horizont – all das sind treffende Metaphern für den Klang von In Passage. Manches davon ist Postrock oder Shoegaze, aber ohne Indie-Ethos. Vieles klingt nach Stadionballade, aber nirgends ist auf In Passage ein Hit in Sicht, der Immanu El in die Stadien führen könnte. So bleibt am Ende eine Menge Wohlklang. Und das ist dann doch ein bisschen wenig.

Immanu El sind auch ohne Segelschiff gerne auf Tour und im Advent noch live in Deutschland zu sehen:

1. Dezember: Lamm Klub (Augsburg)
2. Dezember:  Ostpol (Dresden)
3. Dezember: JUZ Club (Olbernau)
19. Dezember: Café Wagner (Jena)
20. Dezember: MTC (Köln)
21. Dezember: Schaubude (Kiel)

Zu The Treshold haben Immanu El ein Tourvideo erstellt. Natürlich ist auch das sehr atmosphärisch geworden:

httpv://www.youtube.com/watch?v=ayOkxj_nde0

Immanu El bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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