Künstler | Incognito |
Album | Transatlantic R.P.M. |
Label | Edel |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Bewertung | ** |
In Thomas Meineckes Roman Musik gibt es eine Figur namens Karol. Er ist Flugbegleiter, gutaussehend, Kosmopolit, Hedonist. Seine liebste Musik ist Disco, sein Leben ist Disco. Karol stöbert auf der ganzen Welt nach alten Vinylplatten, bei denen nicht nur der Produzent wichtig ist, sondern sogar das Studio, in dem die Songs aufgenommen wurden. Bei denen das Outfit (und der Lover) der Sängerin womöglich mehr zum popkulturellen Status beiträgt als ihre Stimme. Bei der Atmosphäre erzeugt wird, keine Geschichte erzählt.
Transatlantic R.P.M. wäre, nicht nur wegen des Vielflieger-Namens, sicher die perfekte Platte für diesen Karol. Incognito feiern darauf die Eleganz, die Leichtigkeit.
Das alles geht bei einer Band, die sich Incognito nennt, natürlich auf Kosten der Authentizität. Dies ist Musik für genau jene Clubs, in denen es Barkeeper gibt und Neonlicht, aber keine Brandflecken im Teppich – und wo die Höhe der Absätze der Damen nur von der Höhe der Cocktailpreise übertroffen wird. Doch das ist gewollt: Jean-Paul Maunick, der seit 30 Jahren hinter Incognito steckt, sieht sich schon immer als Dienstleister des Wohklangs zwischen Jazz, Funk und allem, was Bläser auf der Bühne mit Blasen an den Füßen (vom Tanzen) kombiniert.
Für die funky Single Lowdown hat er Chaka Khan mitgebracht. Ursula Rucker macht Gotta zu einem einigermaßen lebhaften Soul-Monolog. Your Sun My Sky (mit Maysa) ist eine verführerisch schimmernde Pop-Perle. Der Rest ist so edel und fein arrangiert wie ein Szene-Loft in Manhattan oder die Playlists in Karols iPod. Transatlantic R.P.M. könnte für ihn eine Offenbarung sein. Für mich ist es leider bloß: klinisches Nichts.
Im Video zu Lowdown sieht zumindest Mario Biondi aus wie ein Barkeeper:
httpv://www.youtube.com/watch?v=CnGysdKKzUY