Künstler | Is Tropical | |
Album | Native To | |
Label | Kitsuné | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich ein Interview mit Friendly Fires geführt. Und schon damals kündigte Schlagzeuger Jack Savidge an, dass die Band ihre legendäre Samba-Truppe künftig nicht mehr mit auf die Bühne bringen will. „Wir werden das wahrscheinlich nicht noch einmal machen. Wir wollen nicht irgendwann als «die Band mit der Samba-Verstärkung» gelten“, sagte er.
Das ist natürlich schade. Zumal in Tagen wie diesen, wo der total nordeuropäische Discofox zum Tanz des Jahres gekürt wird, wo FKK vom Aussterben bedroht ist, wo sogar eine Fußball-WM in Deutschland stattfindet, aber weder von Märchen noch von Sommer viel zu merken ist.
Aber die Rettung naht: Is Tropical. Das Trio aus London verspricht nicht nur im Namen sommerliche Laune, sondern auch im Sound. Is Tropical werden demnächst unter anderem beim Melt!, dem Lovebox-Festival in Frankreich und dem Emmaboda-Festival in Schweden zu sehen sein, und spätestens dort dürften sie zu legitimen Nachfolgern von Friendly Fires werden, die vor zwei Jahren mit Kiss Of Life oder Jump In The Pool den perfekten Sommer-Soundtrack abgeliefert hatten.
„We burn fires / to rival the water“, versprechen Is Tropical dann sogar auf South Pacific, dem ersten Stück ihres Debütalbums Native To. Ein Keyboard und der hier allgegenwärtige Discobeat, den Schlagzeuger Dominic Apa beisteuert, sorgen für eine schicke Eighties-Atmosphäre und reichlich Heiterkeit. Auch Land Of The Nod wird danach sanft exotisch, später sind in Clouds verfremdete Steeldrums zu hören. Da machen Is Tropical ihrem Namen also schon einmal alle Ehre.
Mehr noch als Friendly Fires klingt hier aber immer wieder eine andere Band an: The Teenagers. Die Stimme von Sänger Simon Milner hat beispielsweise in Berlin ebenfalls dieses jungenhafte La Boum-Element, Native To strotzt vor Optimismus und hat wie die Teenagers Spaß an Anzüglichkeiten („they don’t love you / they just need a little sex sometimes“, heißt es in Lies) und kleinen Experimenten (What??? baut einen Beinahe-Rap um einen flinken Bass und ein Kinderzimmer-Keyboard).
Eine weitere Stärke: Is Tropical brauchen keine Bass-Wucht und keine BPM-Kanonade, um mitreißend zu werden. Die klasse Single The Greeks (die natürlich nichts mit der Euro-Krise zu tun hat) ist zwar durchaus zackig, doch ansonsten bleibt das Tempo auf Native To in einem Bereich, in dem selbst in den Tropen keine Schweißausbrüche zu befürchten sind. Stattdessen gibt es gekonnte Spielereien rund um eine Strokes-Gitarre (Take My Chances), Nu-Rave-Anklänge mit der schneidende Gitarre von Gary Barber (Zombie) und ein Stück, das wie Graham Coxon in einem The-Virgins-Remix klingt (Think We’re Alone) – also famos.
Oranges ist ein weiterer Höhepunkt und verströmt sogar die Stadion-Größe der White Lies oder von The Big Pink. Deren Produzent Al Al Al hatte übrigens schon bei When O When an den Reglern gesessen, der Debütsingle von Is Tropical. Die ist auf Native To allerdings nicht enthalten. Vielleicht, weil sie aus dem Januar 2010 stammt – und von Winter ist hier wirklich keine Spur.
Auf der Bühne tragen Is Tropical stets Masken und auch in ihren Videos wollen sie lieber nicht zu sehen sein. Der Clip zu The Greeks ist trotzdem der Hammer – wenn auch nicht jugendfrei:
httpv://www.youtube.com/watch?v=KA1STxT8JFw