Künstler | Jack Johnson | |
Album | To The Sea | |
Label | Universal | |
Erscheinungsjahr | 2010 | |
Bewertung |
Wie man oben gut sehen kann, bekommt dieses Album drei Sterne. Das mag erst einmal unspektakulär klingen. Eine okaye Platte von Jack Johnson – was könnte weniger überraschend sein? Darin lauert aber eine fiese Magie: Das gerade erschienene To The Sea legt den Verdacht nahe, dass künftig alle Platten des Surferboys drei Sterne bekommen werden. Von jetzt an auf ewig. Für immer. Bis ans Ende der Zeit.
Denn To The Sea macht deutlich: Jack Johnson kann einfach keine schlechten Platten machen. Zu groß ist sein Gespür für feine Melodien und zu stilsicher bewegt er sich in dieser unnachahmlich entspannten Atmosphäre. Seine Musik ist die perfekte Vertonung des Traums, den so viele von uns träumen, während sie am Schreibtisch sitzen, im Stau stehen oder sich beim Grillfest mit ihrer Verwandtschaft herumschlagen: aussteigen, entspannen, am Strand liegen, Wein trinken, Kinder machen, ein bisschen für die Umwelt kämpfen, ab und zu Gitarre spielen – und damit innerhalb von fünf Jahren 18 Millionen Platten verkaufen.
To The Sea zeigt aber auch: Eine richtig gute, exzellente Platte wird Jack Johnson in seinem Leben wohl auch nicht mehr machen. Zu wohl fühlt er sich in seinem patentierten Sound – und zu gut passt sein Hängemattenpop zu seinem Look, seinem Lebensstil, seiner Message. Dieser Mann ist bei sich selbst – und deshalb fehlt ihm die Unrast, die Gier, der Stachel, um musikalisch wirklich etwas zu wagen und als Ergebnis womöglich ein Wunderwerk hervorzubringen.
Innere Unruhe macht Jack Johnson auf To The Sea nur bei anderen aus. In seinen Texten thematisiert er hier immer wieder die Diskrepanz zwischen dem, was wir eigentlich wollen (entspannen, surfen, genießen) und dem, was wir tatsächlich tun (arbeiten, Autofahren, streiten) – und fast wirkt seine Musik wie ein Medium, um diese Kluft zu überwinden. Sorge Dich nicht, surfe, scheint sein Rezept zu lauten.
Dass dieses Credo auch auf To The Sea, immerhin schon dem fünften Album von Jack Johnson, nicht selbstgerecht wirkt, ist eine erstaunliche Leistung. Es liegt wohl schlicht daran, dass er ein verdammt netter Kerl zu sein scheint. Oder dass er so heißt wie der Junge, der als Ferienjob immer in der Autowerkstatt ausgeholfen hat.
Dass die Musik nicht langweilt, ist mindestens ebenso beachtlich. Es liegt daran, dass Jack Johnson seinen ursprünglich streng akustischen Sound hier behutsam modifiziert. Die Single You And Your Heart könnte, wenn man es etwas beschleunigte, von Cake stammen. Wenn man es sogar noch auf einer E-Gitarre spielte, würde man womöglich sogar an die Strokes denken. At Or With Me ist so etwas ähnliches wie Kneipenblues. The Upsetter wagt sich an vergleichweise komplexe Rhythmen und eine instrumentale Santana-Einlage.
Im skizzenhaften When I Look Up erklingt ein Chor, im Titelsong eine Melodica – und auch sonst merkt man, wie gut sich Jack Johnson und seine dreiköpfige Band inzwischen ergänzen, und sonst gibt es Verträumtes, Versöhnliches, Wunderhübsches wie My Little Girl oder, natürlich, Only The Ocean. Der Mann ist eben bei sich selbst.
Feuchtfröhlich: Als ewiger Surferboy zeigt sich Jack Johnson auch im Video zur Single You And Your Heart:
httpv://www.youtube.com/watch?v=BWVnZAJaq4Q
7 Gedanken zu “Jack Johnson – „To The Sea“”