Japandroids – „Celebration Rock“

Künstler Japandroids

Unbedingtheit: Das ist die große Stärke von "Celebration Rock".
Unbedingtheit: Das ist die große Stärke von „Celebration Rock“.
Album Celebration Rock
Label Polyvinyl
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung

Ein Feuerwerk steht am Anfang von Celebration Rock, dem zweiten Album der Japandroids. Man hört ein paar Raketen explodieren, ein paar Böller, man sieht im Geiste die Bilder vom erleuchteten Nachthimmel vor sich, vielleicht meint man auch, den Geruch von Schwefel wahrzunehmen. Aber das wahre Feuerwerk beginnt erst, nachdem die Drums von Dave Prowse und die Gitarre von Brian King ein paar Sekunden später ihre Position gefunden haben und dann der Gesang der beiden einsetzt. „Long lit up tonight and still drinking“, lautet die erste Zeile. „Don’t we have anything to live for? Well of course we do / but ‘til they come true / we’re drinking”, geht die Stophe weiter. „We yell like hell to the heavens“, lautet später der Schlachtruf in diesem Lied namens The Nights Of Wine And Roses.

Eigentlich weiß man damit schon alles über das Duo aus Vancouver. Unbedingtheit, Hedonismus, Spaß, Ungeduld und Jugend sind hier die Schlagworte. Fast alles spielt sich nachts ab, Alkohol ist eine ebenso wichtige Zutat wie Autos, Freunde und nackte Haut. Adrenaline Nightshift heißt einer der acht Songs des Albums, und eigentlich könnten sie alle so heißen. “On a lot of this new record, we actually tried to simulate the sound of what we thought the crowd would do during songs. Dave and I were in the studio just screaming out as if we were in the audience at our own show”, erzählt Brian King über die Aufnahmen zu Celebration Rock.

Fire’s Highway besingt mit einer Eighties-Gitarre, viel “ohoho” und einem tollen Refrain all den Kick und die kleine Prise Trost, die ein spontanes sexuelles Abenteuer bringen kann. Evil’s Sway vereint das gut geerdete Flair von The Gaslight Anthem mit der Hormon-Überdosis von Be Your Own Pet und einer Stimme, die an Travis Shettel von Piebald erinnert. Das unfassbar energetische Younger Us hätten die Blood Red Shoes garantiert auch gerne im Repertoire. For The Love Of Ivy, eine Coverversion von The Gun Club, ordnet sich irgendwo zwischen Duane Eddy und den White Stripes ein und wird mit seinem wilden Drums, hohem Tempo und verzerrtem Gesang extrem cool – und auch Zeilen wie „Gonna buy me a gun as long as my arm / and kill everyone who ever done me harm“ dürften mit Sicherheit Quentin Tarantino gefallen.

Die Single The House That Heaven Built ist der beste Song dieses Albums: kraftvoll packend und plakativ, ohne plump zu sein. Mit Continuous Thunder gibt es dann noch das, was man nach diesen bisher 31 Minuten Vollgas-Punkrock nie für möglich gehalten hätte: eine Ballade. Die Romantik von Jimmy Eat World lässt da grüßen, sogar ein bisschen Spaß an Theatralik ist zu erkennen, und am Schluss gibt es wieder ein Feuerwerk.

All das ist ein Riesenspaß. Es gibt viel Start-Stop auf diesem Album, tolle Slogans, Texte in Wir-Form. Alles ist auf Anschlag, unruhig, entzündet oder wie im Fieber. Die Gitarre lässt manchmal eine Vorliebe für New Order erkennen (eher in den Effekten als in der Spielweise), das Schlagzeug begnügt sich gerne mit 2/4-Takt, wenn mehr nicht notwendig ist. Einen besseren Namen könnte es für dieses Album nicht geben: Celebration Rock!

Freunde, Autos, Alkohol, nackte Haut: All das gibt es auch im Video zu The House That Heaven Built.

httpv://www.youtube.com/watch?v=TRVCtbfuDqw

Homepage von Japandroids.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.