Künstler | Jens Lekman | |
Album | I Know What Love Isn’t | |
Label | Secretly Canadian | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Manchmal ist es eben so. Da passiert eine private Tragödie, und die Welt kümmert sich einen Scheiß. Dreht sich einfach weiter, obwohl ein Herz gebrochen wurde oder ein Freund gestorben ist. „The world just shrugs its shoulders and keeps going / it just moves on in all its sadness and glory”, beschreibt Jens Lekman diesen Zustand in The World Moves On. Zu einem heiteren Sound gibt er den tragischen Trottel, mit so witzigen Szenen mitten aus dem Leben, dass eigentlich Jim Carrey dieses Lied singen sollte – oder wenigstens Adam Green.
Es ist eine typische Methode für I Know What Love Isn’t. Das dritte Album des Schweden, sein erster Longplayer seit fünf Jahren, setzt immer wieder auf einen einfühlsamen Blick für derlei Situationen, eine Prise Humor, die das Leiden erträglicher macht, und wunderhübsche Musik dazu.
Das kann durchaus richtig opulent werden, nicht nur im eben beschriebenen The World Moves On. Nach dem instrumentalen Intro wird Erica America gleich von einer spanischen Gitarre, einem Chor, Streichern und einem Saxofon begleitet. Auch The End Of The World Is Bigger Than Love (das Fans schon kennen dürften, seit es 2010 als Free Download veröffentlicht wurde), das beste Lied dieser Platte, strotzt vor musikalischer Ambition, samt einem Background-Chor, der irritierenderweise nach den Ärzten klingt.
Some Dandruff On Your Shoulder könnte (nicht nur wegen des Songtitels) mit seinem nordischen Funk gut von Belle & Sebastian stammen, auf Become Someone Else’s will Jens Lekman sehr offensichtlich unbedingt so schnell wie möglich Morrissey sein, und der Titelsong, der angeblich die Geschichte einer Scheinehe erzählt, hält ebenfalls perfekt die Balance zwischen Tanzfläche und Stubenhocker.
Seine Vorliebe für Jonathan Richman merkt man Jens Lekman diesmal am ehesten in den ruhigen Momenten an. She Just Don’t Want To Be With You Anymore ist untröstlich, naiv, kaputt – und trägt das auch gerne zur Schau. Auch der Rausschmeißer Every Little Hair Knows Your Name (nur zur akustischen Gitarre) ist an emotionaler Offenheit kaum zu überbieten.
Die Texte sind clever, die Melodien gekonnt – trotzdem will I Know What Love Isn’t nicht so recht abheben. Das liegt meist an der Stimme von Jens Lekman, die im Zweifel eher reserviert bleibt statt sich zu verausgaben und mitten ins Herz zu treffen. Das hindert diese Platte manchmal daran, nicht bloß solide, sondern richtig gut zu sein. Vielleicht ist es aber auch gut gemeinte Rücksichtnahme: Jens Lekman weiß ja offensichtlich, wie schlimm ein blutendes Herz sich anfühlen kann.
Ein Stubenhocker auf der Tanzfläche – so sieht auch das Video zu I Know What Love Isn’t aus:
httpv://www.youtube.com/watch?v=cp6o1zZkOjo