Jimmy Eat World – „Invented“

Künstler Jimmy Eat World

Jimmy Eat World klingen auf "Invented" schlechter als ihre Nachahmer.
Jimmy Eat World klingen auf „Invented“ schlechter als ihre Nachahmer.
Album Invented
Label Universal
Erscheinungsjahr 2010
Bewertung

Jimmy Eat World haben für ihre Musik schon immer aus zwei Quellen geschöpft. Da ist Punk, der die Anfangstage der Band aus Arizona bestimmte und heute noch dazu führt, dass sie immer wieder mal mit Green Day auf der Bühne stehen. Und da ist Pop, der für eine enorme Melodiefreude, Lust auf Balladen und einfühsame Texte gesorgt hat, und heute dazu führt, dass Jimmy Eat World scheiße geworden sind.

Denn von Punk, von Energie, Druck, Leidenschaft oder Lebensfreude ist auf Invented, dem sechsten Album von Jimmy Eat World und Nachfolger des enorm erfolgreichen Chase This Light (Platz 5 in den USA) keine Spur mehr. Und auch die Verspieltheit, Experimentierfreude und Offenheit, die einst etwa Bleed American zu solch einem Vergnügen gemacht hatte, ist weg – obwohl Jimmy Eat World wieder mit Produzent Mark Trombino gearbeitet haben, der schon für Bleed American und das ebenfalls sehr gelungene Clarity verantwortlich war.

Doch die einstige Größe und die Fähigkeit, Kraft und Sensibilität so geschickt zu verbinden, dass die Kritiker sich nur noch mit dem seltsamen Begriff „Emo“ behelfen konnten, hat auch Trombino dem Quartett nicht wieder einhauchen können. Hier fehlt es nicht an Talent, aber an Feuer, Inspiration und Notwendigkeit. Invented ist insofern genau der richtige Name für das Album: Die Songs sind konstruiert statt gewachsen.

Schon der Auftakt Heart Is Hard To Find ist seltsam kraftlos und scheitert beim Versuch, aus akustischer Gitarre, Händeklatschen und Streichern eine reizvolle Kombination zu machen. Auch der Single My Best Theory fehlt der nötige Pepp, die Ballade Cut ist schließlich kaum zu ertragender Kitsch.

Es gibt ein paar weniger misslungene Stücke: Evidence und Stop sind einigermaßen schlüssig, Invented eine hübsche Ballade mit beinahe furiosem Schluss. Doch auch diese Stücke wären auf guten Jimmy-Eat-World-Alben wie Bleed American lediglich Füller gewesen – auf Invented sind sie die Highlights.

Somit bleibt der Eindruck einer Band, die nicht nur ihre Wurzeln, sondern auch ihren Fokus verloren hat. Selbst die Nachahmer, wie zuletzt beispielsweise Liquido, bekommen diese Musik inzwischen besser hin. Traurig, aber wahr: Invented bietet nichts, was die Existenz von Jimmy Eat World irgendwie rechtfertigen würde.

Zumindest der Erfolg stimmt noch: Jimmy Eat World spielen My Best Theory live bei Letterman:

httpv://www.youtube.com/watch?v=jxc1mTrrJoY

Jimmy Eat World bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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