Kim Frank – „Hellblau“

Künstler*in Kim Frank

Mit „Hellblau“ wird Kim Frank nicht der deutsche Robbie Williams. Leider.
Album Hellblau
Label Universal
Erscheinungsjahr 2007
Bewertung

Man hatte sich auf diese Platte freuen dürfen. Sie versprach, ein spannendes Phänomen zu begründen. Denn Kim Frank hätte mit seinem Solodebüt Hellblau so etwas werden können wie der deutsche Robbie Williams. Er hat die Biographie (früher Erfolg mit den anderen Jungs, danach Absturz und seitdem Sinnsuche), er hat das Aussehen, und er hat das Wissen, dass es wohl keinen passenderen Job für ihn gibt als den des Popstars.

Er hat auch die Songs: Vieles auf Hellblau erinnert frappierend an Williams‘ erste eigene Platte Life Thru A Lens. Es gibt also um Streicher, Pauken und Trompeten angereicherten Britpop, der sofort ins Ohr geht und dort mitunter lange bleibt.

Doch der Mann, der als Sänger von Echt einst die Teenies der Nation in Verzückung versetzte, wird wohl nie der deutsche Robbie Williams werden. Denn Hellblau macht klar: Er hat nicht die Stimme. Und er ist kein Dichter. Williams‘ Gesang kann jubilieren und kokettieren, triumphieren und posieren, manchmal sogar alles zugleich. Kim Frank hat eigentlich nur eine Stimmlage: Er barmt. Das beherrscht er zwar ganz vorzüglich, aber auf Dauer ist es ein bisschen wenig.

Vor allem, wenn er Texte singt, bei denen ein gelegentlicher Binnenreim schon das Höchstmaß an Poesie ist – und das von einem Mann, der einst nicht nur in Junimond das Hohelied auf Rio Reiser sang. Doch Wortwitz und Intelligenz sucht man hier vergebens. Und auch die Fähigkeit, das Leiden am eigenen Ego zu transzendieren und dadurch so etwas wie Gemeinschaft und Mitgefühl zu stiften, wie es Williams so vortrefflich beherrscht, geht Kim Frank ab. Darunter leidet das Album am meisten.

Zwar gibt es ein paar Ausnahmen: Die hübsche Single Lara gefällt, Berlin ist angenehm zurückgenommen. Der Rausschmeißer Abspann übertreibt ein wenig, bleibt dabei aber herzzerreißend. Insgesamt kann man sich jedoch nicht des Eindrucks erwehren, dass Kim Frank sich nicht genug Mühe gibt. Das ist fahrlässig. Denn nach dem Ende von Echt und einer enttäuschenden Soloplatte wird er womöglich keine neue Chance mehr kriegen.

Für die schlechten Zeiten – ob das schon die (Vor)-Sorge für die Zeit nach der Musikkarriere ist? Jedenfalls gibt es ein nettes Fanvideo dazu:

httpv://www.youtube.com/watch?v=f8i0BqsporU

Kim Frank bei MySpace.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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2 Gedanken zu “Kim Frank – „Hellblau“

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