Künstler | LaFaro |
Album | Easy Meat |
Label | Smalltown |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Bewertung | *** |
Nordirland und harte Gitarren? Da denkt man natürlich als erstes an Therapy? – und diese Verbindung ist im Falle von LaFaro durchaus passend. Das Quartett aus Belfast legt mit dem zweiten Album Easy Meat (in UK schon im Herbst erschienen, nun auch in Deutschland auf dem Markt) etwas hin, das man in Hardrock-Kreisen wohl „ein Brett“ nennt. Die leichten Grunge-Nachwehen des Debüts LaFaro (2010) sind Vergangenheit. Vieles auf Easy Meat ist stattdessen nahe an Metal.
Schon die ersten Sekunden des Openers Full Tilt sind an Brutalität kaum zu überbieten. Das Gitarrenriff könnte nicht barbarischer sein, wenn es von einer Eliteeinheit der syrischen Armee erdacht worden wäre, auch das Schlagzeug zeigt eine unerbittliche, beinahe maschinelle Härte.
Wingers + Chips steht dem kaum nach: Der Gesang ist eher Geschrei, der Song hat all die Wut von Rage Against The Machine, aber nicht so artikuliert wie bei den Amerikanern, sondern als Brüllen, das ohne Umweg übers Hirn direkt aus dem Bauch heraus kommt. Auch das an die brachialsten Momente von Queens Of The Stone Age erinnernde Boke ist eine perfekte Steilvorlage für einen Monster-Pogo. Der Titelsong, zugleich die erste Single von Easy Meat, beginnt wie ein Surfsong auf Speed, wird dann aber schnell zum Kampf gegen den weißen Hai, oder noch eher: gegen einen ganzen Schwarm super-aggressiver Piranhas.
Settle Petal zeigt, dass irgendwo in der DNA von LaFaro auch ein paar Punkrock-Gene stecken. Slide On hat dank der Formel „Therapy? trifft Bad Religion“ sogar so etwas wie Hitpotenzial. Meat Wagon, die zweite Single, gerät düster und psychotisch, der Rausschmeißer Maudlin erweist sich als Semi-Bowie-Ballade.
Was LaFaro (die sich übrigens nach dem Jazzbassist Scott LaFaro benannt haben) besonders macht, sind drei Dinge: Erstens die Unbedingtheit, mit der sie ihre Riffs knüppeln. Zweitens die Komplexität dieser Songs, die bei allem Druck und Tempo stets abwechslungsreich genug sind, um keine Eintönigkeit aufkommen zu lassen. Drittens beweist das Quartett immer wieder einen im Genre des Post-Hardcore selten erlebten Humor. Das betrifft nicht nur die Texte (“I love to write about life’s dark little secrets – the things we all know happen but never get discussed”, umschreibt Frontmann Johnny Black seine Themenfelder). Die Stücke auf Easy Meat werden auch immer wieder unterbrochen von kleinen Sound-Schnipseln, die sehr amüsant sind und einen nicht geringen Anteil an der gelungenen Dynamik des Albums haben. Da streiten sich Deutsche und Engländer, da kichern ein paar Mädchen, ein Zwist im Proberaum wird festgehalten, es gibt Scat-Versuche oder schräge Weihnachtslieder.
Auch bei Sucking Diesel muss man ein Augenzwinkern unterstellen: Der Song bietet ein kaputtes Riff, an dem Nirvana ihre Freude gehabt hätten, aber auch ein euphorisches „Hey“ im Refrain, das selbst bei Bon Jovi nicht plakativer sein könnte – bei dieser Kombination lässt Guitar Hero schelmisch grüßen. Auch Have A Word With Yourself treibt seine Späßchen mit dem Hörer: Das Lied beginnt mit ein bisschen Incubus-Komplexität beinahe filigran, endet dann aber doch mindestens genauso wuchtig wie der Rest von Easy Meat. Denn das ist eindeutig das einzige Ziel von LaFaro, das sie mit sagenhafter Präzision und unbändiger Kraft verfolgen: maximale Härte.
LaFaro spielen Easy Meat live beim Glasgowbury:
httpv://www.youtube.com/watch?v=NNkEzbKa_M4