Künstler | Laid Back | |
EP | Cosyland | |
Label | Brother Music | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Es ist ein faszinierender Moment, wenn nach knapp zwei Minuten von Cosyland endlich eine Stimme erklingt und die Zeilen „This is my world / this is my life“ natürlich nicht singt, sondern spricht. Man könnte diesen Sound als eingetragenes Warenzeichen registrieren lassen, meint man dann. Man ist fasziniert, wie dezent und doch selbstbewusst die Musik von Tim Stahl und John Guldberg nach wie vor daher kommt. Und man glaubt, Laid Back hätten nun, mehr als 30 Jahre nach dem Beginn ihrer Karriere, endlich den passenden Namen für ihr eigenes Genre gefunden: Cosyland. Das Reich der Behaglichkeit.
In der Tat haben es die beiden Dänen gerne ein bisschen gemütlich. Das meint nicht nur ihren ultra-relaxten Sound, sondern auch ihre Arbeitsweise. Auf gerade einmal drei Alben hat es das Duo in den letzten 22 Jahren gebracht, und eins davon heißt auch noch Why Is Everybody In Such A Hurry.
Doch mittlerweile ist im Cosyland wieder Betriebsamkeit angesagt. Stahl und Guldberg haben ihre eigene Plattenfirma gegründet, deren erste Veröffentlichung Cosyland ist. Die EP versteht sich als Vorgeschmack auf ein neues Album (das erste seit Happy Dreamer aus dem Jahr 2005), an dem bereits gearbeitet wird, zudem wollen Laid Back demnächst auf Welttournee gehen.
Freilich muss man das alles relativ sehen bei einer Band, die so tiefenentspannt ist, dass man bis vor kurzem (als im CERN dann doch eine andere Ursache gefunden wurde) hätte meinen können, sie sei es, die mit ihrer Trägheit und dem sie umgebenden Kraftfeld allen Teilchen des Universums ihre Masse verleiht. Von Hektik kann hier keine Rede sein, und auch die Produktivität hält sich in Grenzen: Von den fünf Tracks auf Cosyland ist einer der Video Edit des Titelsongs. Mehr noch: Die gesamte EP basiert auf Archivmaterial, das von den Sessions übrig geblieben ist, in denen einst ihr Clubhit White Horse (1983) entstanden ist, und das nun mit neuen Elementen ergänzt wurde.
Get Laid Back wurde um einen kräftigen Beat angereichert, und hinter diesem spielt sich etwas ab, das man Jazz nennen könnte. 101 Part Two bleibt instrumental und könnte ungefähr das verkörpern, was sich im Proberaum von Justice abspielen würde, wenn man den in eine Wellness-Oase verlegte.
Dazu kommt eine verlängerte Version von Cocaine Cool, das bereits vor zwei Jahren als Single erschienen war. Die ist wie die Single gut tanzbar und hat einen ganz erstaunlichen Effekt: Wenn Stahl und Guldenberg da den „21st century sound“ heraufbeschwören, dann klingt das vor allem im Kontext dieser EP fast wie eine alberne Anmaßung, so minimal sind die Unterschiede zum alten Material und so groß ist die Nähe zu anderen Elektro-Vorreitern wie Kraftwerk oder Jean-Michel Jarre. Andererseits findet sich nichts, was diesem Anspruch nicht gerecht würde, was man tatsächlich als altbacken oder gestrig verdammen könnte. Auch das zeigt wohl: Laid Back leben in ihrer eigenen Welt. Ganz gemütlich.
Auch irgendwie uralt und ultramodern: Das Video zu Cosyland:
httpv://www.youtube.com/watch?v=jHUegTL615w
Ein Gedanke zu “Laid Back – „Cosyland“”