Künstler | Le Corps Mince De Francoise |
Album | Love And Nature |
Label | Heavenly |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Bewertung | *** |
Es braucht nicht viele Sätze, um die Faszination von Le Corps Mince de Francoise zu umschreiben. „The fresh-faced young ladies that make up this Helsinki trio look like they eat bad boys for breakfast“, fasst der NME die Optik zusammen. Und die Damen und Herren von Heavenly, die monatelang quer durch den kalten Norden Europas gejagt sind, um die Schwestern Emma und Mia Kemppainen, die hinter Le Corps Mince De Francoise stecken, unter Vertrag zu nehmen, bringen den Sound auf den Punkt: „The band hold true the qualities of the bands we love: conviction, tunes & a love of Pop.”
Das macht das Debütalbum Love And Nature, produziert in Berlin, zu einem sehr kurzweiligen, ungemein zeitgemäßen Spaß. Ähnlich ungeniert wie bei CSS oder Robyn werden hier die Stile gemischt, auch Le Tigre oder die Chicks On Speed haben deutliche Spuren im Sound von Le Corps Mince De Francoise hinterlassen. Zudem gibt es keinerlei Berührungsängste – auch nicht, wenn die heraufbeschworene Assoziation in einigen Fällen Eurodance heißt.
Bestes Beispiel ist die Single Gandhi. Da ist ein Rhythmusfundament zu hören, das an Rave 1.0 erinnert (EMF oder The Farm), dazu gibt es einen Rap, der von Peaches oder Salt’N’Pepa stammen könnte, um dann im Refrain plötzlich mit Ethno-Elementen und dem Mantra „Give me Karma / Gandhi Gandhi Gandhi“ aufzuwarten.
Der Opener Take Me To The Mountains lässt verstehen, warum die Schwestern Kemppainen ihre Musik selbst als “experimental pop flavoured madness” bezeichnen. Die filigrane Strophe ist Hot Chip, der Refrain setzt hingegen auf die Wucht von Does It Offend You, Yeah? – beides ist irre, beides ist mutig.
Cool And Bored kann man nur hyperaktiv nennen, das feine Future Me ist Elektropop im Sinne von La Roux oder Ladyhawke. We Are Cannibals entwickelt am Ende einen Drive wie die besten Stücke der Ting Tings. Pumping Heart Shaped Thing kommt zum Ende ganz roh daher, der Hit Beach Life hat all die Zuversicht und Verspieltheit von Vampire Weekend.
In der Mitte hat Love And Nature zwar einen kleinen Durchhänger. Da fehlt mitunter der Fokus, und zu oft verlassen sich Le Corps Mince De Francoise dann darauf, Schicht für Schicht eine Wall Of Sound aufzubauen und so nach einem langen (und lahmen) Anlauf auf ein furioses Finale zuzusteuern. Doch unterm Strich ist Love And Nature ein ebenso faszinierendes wie originelles Debüt. So wie Le Corps Mince De Francoise hätten womöglich die Bangles geklungen, wenn sie schon etwas von Rrriot Girl geahnt hätten. Oder von Pro Tools.
Die Vorab-Single Bitch Of The Bitches ist nicht auf dem Album. Das Video dazu zeigt aber, dass hier nicht nur der Bandname Französisch ist, sondern auch die Frisuren bei Jeanne D’Arc geklaut:
httpv://www.youtube.com/watch?v=DUgiFBTzyJQ