Künstler | Leonard Cohen | |
Album | Songs Of Love And Hate | |
Label | Columbia | |
Erscheinungsjahr | 1971 | |
Bewertung |
„Eine Platte wie ein schwarzes Loch“, hat Wolfgang Doebeling den Inhalt von Songs Of Love And Hate einmal auf den Punkt gebracht, und dem Mann muss man ja alles glauben.
Tatsächlich sind Gesang und Gitarre von sibirischer Kälte, die Texte voller Tod, Angst und Verzweiflung. „The crumbs of love that you offer me / they´re the crumbs I´ve left behind“, lautet die Abrechnung und „Do not dress in those rags for me, I know you are not poor“ die Konsequenz von Avalanche, gesungen mit so viel Bitterkeit, dass man schaudert. Hier geht es nicht um Kleinigkeiten, hier geht es um die Existenz.
So ist Last Year´s Man voller alttestamentarischer Bilder, umrahmt von göttlichen Geigen. Lyrisch unerreicht ist auch Dress Rehearsal Rag, das keinen Stolz kennt und keine Scham. „Just take a look at your body now, there´s nothing much to save / and a bitter voice in the mirror cries: ‚Hey prince, you need a shave‘ / it´s come to this / and wasn´t it a long way down?“
Für Diamonds In The Mine darf dann erstmals das Schlagzeug ran, dazu eine Slide-Gitarre und eine Stimme, wie man sie sich von Charles Bukowski vorstellt, so dreckig und gemein, so rührend und abstoßend. Auch ohne Drums ist Love Calls You By Your Name nicht weniger spannend: „I journeyed down a hundred steps, but the street is still the very same.“ Das melodiös vielleicht beste Cohen-Stück überhaupt ist Famous Blue Raincoat. Die patentierten Frauenchöre schaffen ein Gemälde, die Zerbrechlichkeit von Cohens Stimme sorgt für Gänsehaut gleich quadratmeterweise.
„Let´s sing another song, boys“, beginnt das nächste Lied, und wenn Leonard Cohen den Imperativ gebraucht, kann die Ironie nicht weit sein. „Let´s leave these lovers wondering“, will er später singen, doch dabei überschlägt sich die Stimme. Zum Finale gibt es Lalala, nicht ganz so kaputt wie beim Stranger Song auf seinem Debütalbum, aber dennoch ein Hilfeschrei. Den Abschluss macht Joan Of Arc; auch sie ist nicht glücklich. „She said: I´m tired of the war / I want the kind of work I´ve had before / a wedding dress or something white / to wear upon my swolen appetite.“ Wie hat Wolfgang Doebeling doch bemerkt: Selbsterkenntnis ohne Maske.
Im Alter ist der Famous Blue Raincoat kein bisschen glücklicher geworden: Eine Live-Perfomance 2009 in Lissabon:
httpv://www.youtube.com/watch?v=-uCZEGgLQ7o
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