Künstler | Manic Street Preachers | |
Album | Know Your Enemy | |
Label | Epic | |
Erscheinungsjahr | 2001 | |
Bewertung |
Die Manic Street Preachers sind eine seltsame Band. Sie begannen als Indie-Mucker in der Tradition der Smiths, wurden nach ihrem Wechsel zu einem Major-Label noch finsterer und boten auf ihrem letzten Album hymnisch-pathetische Rocksongs, in denen Wörter wie „intelligence“, „ideology“ oder „fascist“ vorkamen.
Auch auf ihrem neuen Werk Know Your Enemy sind die Texte unpop, militant, kommunistisch. Passenderweise präsentierten die Waliser ihr neues Werk dann auch zuerst auf Kuba, der „Trutzburg gegen den Imperialismus“, vor Fidel Castro und anderen Menschen, die noch nie in ihrem Leben etwas von den Beatles oder Elvis gehört haben. Seltsam, wie gesagt.
Die Schrägheit überträgt sich diesmal auch auf die Musik. Auf den Pomp des Vorgängers wird weitgehend verzichtet, dafür gibt es allerlei Ausflüge in andere Richtungen. Die Single Found That Soul erinnert mit ihren brechenden Gitarren und dem hämmernden Klavier an das fulminante Put Yer Money Where Yer Mouth Is vom letzten Oasis-Studioalbum. Rhythmus und Aufbau von Ocean Spray orientieren sich etwas zu stark an Blurs Coffee & T.V.
Der Wattsville Blues wäre wohl gerne Radiohead, ohne aber auch nur annähernd deren Intensität zu erreichen. U2 standen offensichtlich für Miss Europa Disco Dancer Pate. Selbst wenn die Manics sich selbst kopieren, wie in Intravenous Angnostic oder The Year Of Purification (schon wieder diese sperrigen Worte), enttäuschen sie. Der Gesang ist gelangweilt, die Melodien mickrig, das Schlagzeug schüchtern, die Gitarren gezähmt.
Auf der Habenseite finden sich das stimmige The Convalescent und vor allem So Why So Sad. Da packt James Dean Bradfield noch einmal seine patentiert halbschiefe Stimme aus, die Band liefert dazu eine Beach-Boys-Hommage im Phil-Spector-Sound. Damit werden die Manic Street Preachers ihre Fans zufriedenstellen. Neue Anhänger hinzugewinnen werden sie mit Know Your Enemy aber nicht.
Ocean Spray, tatsächlich live in Kuba, und zwar im Karl-Marx-Theater in Havanna:
httpv://www.youtube.com/watch?v=jeqO90KSX98