Künstler | Diverse | |
Album | Ninja Tune XX | |
Label | Ninja Tune | |
Erscheinungsjahr | 2010 | |
Bewertung |
Die schönsten Geburtstagsgeschenke macht man sich manchmal selbst. Eine Feier mit allen Freunden, ein Tag ganz alleine, ein Kurzurlaub. Auch Jonathan More und Matt Black, die Gründer von Ninja Tune scheinen das zu wissen. Zum Zehnjährigen ihres Labels hatten sie im Jahr 2000 die Compilation Xen Cuts herausgebracht.
Wer rechnen kann, der ahnt schon: Nun wird 20-jähriges gefeiert. Und zwar noch ein bisschen üppiger. Für den schnellen Überblick gibt es Ninja Tune XX. 20 Years Of Beats And Pieces als zwei Doppel-CDs. Wer richtig einsteigen will in die Materie, für den steht ein Box-Set mit 6 CDs, 6 Vinyl-Singles, Buch, Poster und Sticker bereit.
Die Entdeckungsreise durch den Output von Ninja Tune ist durchaus lohnend. Als Moore und Black, damals besser bekannt als Coldcut, das Label 1990 gründeten, führten sie nichts Geringeres im Schilde als die gesamte Musikwelt zu revolutionieren. Ein klein wenig ist das gelungen. Ihre Idee, alles ineinander übergehen zu lassen und damit auch Begriffe wie „Track“, „Autor“, „Remixer“ oder „DJ“ verschmelzen zu lassen, war zukunftsweisend – quasi Open Souce in Musikform.
Natürlich bereitete Ninja Tune den Nährboden für TripHop (vor allem mit der 1995er Compilation Ninja Cuts), aber auch für Englands HipHop haben die Macher viel geleistet (wie die Entdeckung von Roots Manuva), und in jüngerer Vergangenheit öffnet sich Ninja Tune immer mehr auch für Bands und Solokünstler im mehr oder weniger klassischen Sinn wie Pop Levi oder The Heavy.
Doch man muss kein Musikhistoriker sein, um die Innovationsfreude, Bandbreite und stilprägende Kraft des Labels zu erkennen. Man kann auch einfach Ninja Tune XX hören. Da ist gleich zum Auftakt Fools von Two Fingers, das so ähnlich klingt wie die Einmarschmusik von Godzilla, wenn der spontan bei der WWF einsteigen würde. Oder Want U Now, eine Zusammenarbeit von Toddla T und Ms Dynamite, die Zukunftsreggae mit Dancepop und HipHop vereint. Die Endless Galaxy des Jaga Jazzist, die deutlich macht, wie James-Bond-Themes klingen würden, wenn der Agent plötzlich in Science-Fiction-Filmen unterwegs wäre.
Natürlich gibt es TripHop (Diplos Summer’s Gonna Hurt You, The Bug mit Catch A Fire), aber auch sexy Pop, der mal an Catatonia (Lou Rhodes mit One Good Thing) denken lässt, mal an Moloko (die Post Suite des Floating Points Ensemble) und moderne Kaffehausmusik wie das extrem entspannte Woebegone von The Long Lost, das karibisch angehauchte Wonder When von Bonobo & Andreya Triana oder das zerbrechliche Soft Room von Lorn.
Vor allem aber zeigt Ninja Tunes XX, wie sehr das Label den britischen Rap geformt hat. Big Dada Sound setzen mit Signs auf in jeder Hinsicht schräge Klänge wie The Streets. Spank Rock wandeln mit dem eher klassischen What It Look Like auf den Spuren beispielsweise von Lupe Fiasco, Jammers Highspeed-HipHop One Over Me würde auch Dizzee Rascal bestens gefallen.
Unterm Strich steht ein spannender Überblick über eine mutige und niemals satte Veröffentlichungspolitik. Man darf gespannt sein auf das nächste X.
Ein Video-Mix der Songs auf Ninja Tune XX:
httpv://www.youtube.com/watch?v=ukqC7boHzjQ
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