Künstler*in | Oasis | |
Album | Familiar To Millions | |
Label | Big Brother Recordings | |
Erscheinungsjahr | 2000 | |
Bewertung |
Zwei Jahre nachdem Oasis ihr letztes Konzert in der englischen Hauptstadt gegeben hatten, betraten sie am 21. Juli 2000 wieder eine Londoner Bühne. Das erste Wort, das Liam den 70.000 Fans entgegenschleuderte, war „Shithole“. Damit war das Wembley-Stadion gemeint, der Ort des Geschehens. Die altehrwürdige Arena sollte sich für die Beleidigung rächen. Denn der Sound ließ zu Beginn des Konzerts zu wünschen übrig. Alles, was Saiten hatte, wurde vom Winde verweht, einzelne Lautsprecher fielen komplett aus.
Von diesen Schwierigkeiten ist auf Familiar To Millions, dem 2-CD-Dokument der Show, nichts mehr zu hören. Der Klang stimmt von Anfang an, die Stimmung natürlich auch. Die Band beweist, was sie schon bei den Konzerten ohne Noel auf dem Kontinent angedeutet hatte: Noch nie waren Oasis als Musiker so gut.
Dennoch ist es natürlich ein Gewinn, dass der Kapitän wieder an Bord ist – stimmlich in Bestform. Die Passagen, die bei den Konzerten ohne Noel schlicht weggelassen worden waren, sind nun wieder mit Gesang gefüllt. So können sich Band und Fans in Acquiesce einander „Because we need each other / we believe in one another“ zuschreien. Und man weiß gar nicht, wer von beiden dabei Recht hat.
Noel hat noch mehr mitgebracht: Eine live zuletzt selten gespielte B-Seite (Step Out) und eine kompakte Coverversion von Neil Youngs Hey Hey, My My. Letzteres wirkt ob der Auflösungserscheinungen, die Oasis zuletzt gezeigt hatten, besonders heikel. „It’s better to burn out than to fade away“ könnten Zyniker als Wink mit dem Zaunpfahl an die Jungs aus Manchester auslegen.
Doch von Routine, überschrittenem Zenit oder gar Zerfall ist an diesem Abend nichts zu spüren: Today is gonna be the day that they’re gonna throw it back to you. Jedes Stück ein Hit, ein Höhepunkt, ein Manifest: Wir sind Oasis, und wir sind noch da.
Auch die Fans sind noch da (wenn auch inzwischen völlig entrückt tanzend oder in selbstvergessener Bewunderung verharrend) und sie dürfen den Refrain von Don’t Look Back In Anger singen. When you’re happy and you’re feeling fine, then you know that it’s the right time.
Okay, die Zeit, in der Oasis die aufregendste Band der Welt waren, ist vorbei. Aber wenn sie auf der Bühne stehen, sich ihre magischen Verbal-Duelle liefern, an Cigarettes & Alcohol eine Whole Lotta Love-Reprise anhängen oder die letzten Takte von Rock’n’Roll Star vor lauter Energie beinahe zum Implodieren bringen, dann muss das erst einmal jemand beweisen.
Was auf der Video-Leinwand passiert, ist ein Ereignis. Aber was auf der Bühne passiert, ist das Paradies: Don’t Look Back In Anger, live in Wembley:
httpv://www.youtube.com/watch?v=39NS7h92WcA
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