Künstler | Oasis | |
DVD | Standing On The Edge Of The Noise | |
Label | Bootleg | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Bewertung |
Im Rückblick wirkt das natürlich wie Ironie des Schicksals. Standing On The Edge Of The Noise heißt heute eines der Lieder auf dem Debütalbum von Beady Eye. Ohne das Ende von Oasis hätte es diese Band nie gegeben, ohne das Ende von Oasis wäre auch dieser Song (geschrieben von Liam Gallagher) vielleicht längst noch nicht erschienen.
Im August 2008 wählten Oasis den Titel Standing On The Edge Of The Noise noch für ein ganz besonderes Ereignis. Sie spielten live in ihrem Proberaum, vor einer kleinen Schar handverlesener Fans, als Aufwärmprogramm für die anstehende Tour zu Dig Out Your Soul. Was heute wie ein Dokument des bevorstehenden Endes wirkt, sollte eigentlich ein weiterer Beweis für die These werden: wir sind wieder gut in Form, und wir sind immer noch wichtig.
Die Bühne ist fast ebenerdig und die Kamera (Standing On The Edge Of The Noise erschien als im Vergleich zur ursprünglichen Show stark gekürztes TV-Special) filmt immer wieder aus dem Publikum heraus. Keine Frage, welcher Eindruck damit erweckt werden soll: Wir werden geliebt wie eh und je, aber wir sind nicht abgehoben.
Die Fans wirken freilich zu Beginn beinahe ängstlich, als könnten sie das Glück kaum fassen, Oasis in einem so intimen Rahmen erleben zu dürfen. Erst bei The Masterplan nach einer runden halben Stunde taut das Publikum auf. Bei Supersonic haben die Fans ihre Hemmungen dann vollends abgelegt: da wird gesprungen, gebetet und natürlich gesungen und getanzt.
Die Band hingegen braucht kaum eine Anlaufphase: Schon im Outro zu Rock’N’Roll Star, dem ersten Stück des Abends, spielen die sechs Musiker auf der Bühne in einer anderen Dimension als jede andere Band der Welt. Shock Of The Lightning packt deutlich mehr Höhen auf den Gitarrensound und wird so ein gutes Stück hypnotischer als in der Albumversion. Auch The Importance Of Being Idle klingt hier viel geiler und schlüssiger als auf CD. To Be Where There’s Life ist eine von zahlreichen Gelegenheiten, bei denen Andy Bell am Bass glänzen kann.
Standing On The Edge Of The Noise zeigt Oasis so gut in Form, so aufregend und eindrucksvoll, dass man problemlos auch erst an diesem Abend zum Fan hätte werden können. Trotzdem feiern sie selbst auf dieser Mini-Bühne ihren Status: Sowohl von der Optik als auch von den Songs her könnte dieser Mitschnitt problemlos auch aus dem Jahr 1976 stammen.
Zugleich zeigt die Show aber auch, wie sehr es Noel Gallagher in der späten Phase von Oasis genossen hat, sich auf die Rolle als Gitarrengott zurückziehen zu können. Bei den fünf Songs des TV-Specials, die er selbst singt, wirkt er tatsächlich ein bisschen verloren. Fast muss man sich fragen, wie er in diesen Tagen seine erste Solo-Tournee meistern soll, da haut er ein Highlight raus: Don’t Look Back In Anger spielen Oasis hier in einem völlig veränderten Arrangement, zu Beginn nur mit Noels Akustikgitarre (übrigens mit Adidas-Aufkleber), ein bisschen E-Gitarre und dem Tamburin von Chris Sharrock. Dieser Minimalismus lässt die Klasse des Songs noch stärker hervortreten. Don’t Look Back In Anger ist an diesem Abend nichts weniger als eine Andacht. Als zum Schluss schließlich Falling Down erklingt, wirkt das Aufwärm-Konzert beinahe wie ein einziges Credo zur bevorstehenden Wiedergeburt von Oasis. Aber das sollte sich leider als Trugschluss erweisen. Vielleicht war die Zeile aus Falling Down schon ein Hinweis: We live a dying dream.
Geniale Version: Oasis spielen Don’t Look Back In Anger bei Standing On The Edge Of The Noise:
httpv://www.youtube.com/watch?v=GaU7ZGtazdA
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