Künstler | One Sixth Of Tommy |
Album | You’re In My Head |
Label | Helium |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Bewertung | ***1/2 |
Es mag sein, dass Jordan Martin eine bemerkenswert selbstbewusste Frau ist. Immerhin ist sie eine der drei Engländerinnen, die sich als One Sixth Of Tommy aufgemacht haben, um die Musikwelt aufzumischen. Womöglich ist das der beste Beweis dafür, dass sie tough, tonangebend und tätowiert ist. Aber sie klingt nicht so. Im Gegenteil: Wenn es eine akustische Entsprechung für das Kindchenschema gäbe, dann wäre es wohl die Stimme von Jordan Martin. Sie klingt sexy und geheimnisvoll, und doch gebrochen, wie auf der Suche nach einem Beschützer.
„Would it be alright / if I held your hand tonight“, fragt sie in Cotton Pockets. Auf dem Papier könnte das noch wie eine (allerdings betont höfliche) Demonstration der Stärke interpretiert werden, wie ein “Komm, ich bin an Deiner Seite, gemeinsam stehen wir das durch.” Aber so, wie sie es singt, klingt es eher wie eine schüchterne Bitte. So geht es weiter: „Through closed doors / I’m still yours“, beteuert sie in I’m Still Yours, und die Rolle der betrogenen, verlassenen, aber stolzen und unerschütterlichen Lady beherrscht sie ganz ausgezeichnet.
Auch in For Always hat sie kein Problem damit, ihre Schwäche zu zeigen. „You and me for always“, beginnt der Refrain – doch bevor man das für einen unverbrüchlichen Schwur halten könnte, schiebt sie eine fast bettelnde Nachfrage hinterher: „Is that okay?“ Und im Rausschmeißer It’s Alright wiederholt sie eben diese beiden Worte immer wieder – als würde sie sich selbst Mut zusprechen wollen.
Das ist eine Pose, die sich verdammt schnell abnutzen kann. Doch One Sixth Of Tommy rutschen auf ihrem Debütalbum You’re In My Head kein einziges Mal in Selbstmitleid, Kitsch oder Belanglosigkeit ab. Das liegt zum einen daran, dass man mit gerade einmal 19 Jahren (so alt sind Jordan Martin und ihre Mitstreiterinnen Jorja Bates und Joanna Grennan) das Kindchenschema noch einigermaßen glaubwürdig anwenden kann. Zum anderen haben One Sixth Of Tommy genug Talent, um ein bisschen übertriebene Koketterie locker wettzumachen.
Es gibt keinen einzigen schlechten Song auf You’re In My Head, das von Chris Hughes (Paul McCartney) und Mark Frith (Electric Soft Parade) produziert wurde. Stattdessen verbreitet das Trio mit I Care About It heiter Sommerlaune oder schüttelt lässig dezente Hits wie die Single Everything’s OK oder In The Sun aus dem Ärmel. Manchmal wird es dezent rockend (Not Listening), ganz oft wird das akustische Fundament aus Gitarre, Bass, Klavier und dezentem Schlagzeug durch kleine Spielereien aufgelockert.
Suzanne Vega und Bright Eyes nennen One Sixth Of Tommy als ihre Vorbilder. Die Stimme von Jordan Martin lässt in ausgelassenen Momenten (Butterflies) zudem an Heather Nova, in betrüblicherer Stimmung (Escape) an Dolores O’Riordan denken. Vieles hier klingt wie Ellie Goulding ohne die Elektronik, ein paar Songs auch wie Amy Macdonald ohne die Schmalzigkeit. Zwischen diesen Polen entfaltet sich You’re In My Head als überzeugendes, schillerndes, bezauberndes Pop-Album.
Im Video zur Debütsingle The Pact ist bei One Sixth Of Tommy nirgends ein Tattoo zu entdecken, aber gleich dreimal Kindchenschema:
httpv://www.youtube.com/watch?v=85ipJ0YhWjk