Künstler | Paris Suit Yourself |
Album | My Main Shitstain |
Label | Big Dada |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Bewertung | **1/2 |
Was erwartet man von einer Platte, die den hübschen Titel My Main Shitstain trägt? Musik, die klingt wie die Hells Angels auf einem Selbstfindungstrip? Die Red Hot Chili Peppers auf ganz schlechten Drogen? Psycho-Blues, gesungen und gespielt von Triebtätern?
Paris Suit Yourself liefern mit ihrem Debüt My Main Shitstain all das, genauer gesagt mit den Songs Sophie Scholl, Surprise und Yesterday Will Make You Cry.
Die Band, deren drei Gründungsmitglieder aus Bordeaux stammen und sich dann in Berlin mit einem Drummer aus Arkansas verstärkt haben, liefert sogar noch mehr. Jazz mit einem Chor aus Helium-Stimmen und einem kurzen Ausflug mit einem Jefferson Airplane (Craig Machinsky). Tom Waits inmitten einer Punk-Metamorphose (Rolling On), Beck als neuen Frontmann der Queens Of The Stone Age (Sometimes).
Manchmal klingen Paris Suit Yourself, als würden die Talking Heads plötzlich auf Französisch dozieren (John’s Angels), manchmal wie die Hives beim Versuch, aus der Klapsmühle auszubrechen (Lost My Girl), mitunter sogar wie die Kaiser Chiefs bei der Entdeckung des Heavy Metal (Decadance). Der Rausschmeißer Solliloque kommt direkt aus dem Grab von Serge Gainsbourg, Father klingt, als sei ein Virus zum Leben erwacht und habe die Kontrolle über einen Drum-Computer übernommen.
Das alles ist ebenso spannend wie unhörbar. My Main Shitstain ist abgefahren, kaputt und intensiv. Es klingt gleichzeitig wie ein Manifest und wie LeckMichAmArsch. Da bleibt nur noch eine Frage offen: Was heißt eigentlich „tongue in cheek“ auf Esperanto?
Hatte ich schon „abgefahren“ gesagt? Paris Suit Yourself als Mönche und Cowboys bei der Berlin Fashion Week:
httpv://www.youtube.com/watch?v=H-h0nCN5n2w