Künstler | Paul Smith |
Album | Margins |
Label | Billingham Records |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Bewertung | *** |
Noch einer. Die Frontmänner der Indiehelden der Nullerjahre scheinen gerade massenweise dem eitlen Drang zu erliegen, sich selbstständig zu machen. Paul Smith von Maximo Park hat die langweiligste Erklärung der Welt dafür: „Wenn Leute von mir sagen, dass ich jetzt ein Solokünstler bin, erinnert mich das immer an George Michael und seine Trennung von Wham! Aber ich bin nach wie vor bei Maximo Park. Ich hatte einfach nur ein paar Songs, die nicht zu der Band passen. Und irgendwann fiel mir auf, dass ich daraus ein eigenes Album machen könnte.”
Was für ihn spricht: Anders als unlängst bei Brandon Flowers oder Fran Healy stimmt das bei ihm tatsächlich. Die 13 Songs auf Margins, das übermorgen erscheint, zeigen eine ganz andere Seite von Paul Smith. Kein Wunder: Mit nun auch schon 31 Jahren wollte der bekannteste Hutträger Newcastles wohl auch einmal zeigen, dass er mehr kann, als auf der Bühne umherspringen, bis ihm die schicke Anzughose platzt.
Dazu wirft es fast alles über Bord, was Maximo Park ausmacht, also vor allem Tempo und Druck (und leider auch die Eingängigkeit). Lediglich der Auftakt North Atlantic Drift und wenig später der Mini-Hit Strange Friction erinnern noch an den Maximo-Park-Sound, lassen aber auch bereits eine deutlich größere rhythmische und melodiöse Komplexität erkennen.
Der Rest bietet Einflüsse, die kaum jemand erwarten konnte, der Maximo Park nur von ihren Platten kennt, die aber jeder ahnen durfte, der schon einmal mit Paul Smith über Musik gesprochen hat (und Paul Smith spricht verdammt gerne über Musik, wie ich bei einem Interview beim Highfield-Festival erfahren durfte). Er selbst nennt die Helden seiner Studentenzeit als Bezugspunkte: Will Oldham, Cat Power.
Anderes reicht noch weiter zurück in die Musik-Historie. Improvement/Denouement scheint dem Katalog von Tim Buckley entsprungen, While You’re In The Bath ist die Entdeckung der E-Gitarre durch Donovan. Herrlich warm und organisch wie die schönsten Stücke von Nick Drake klingt This Heat, danach lässt I Drew You Sleeping erahnen, wie es hätte klingen können, wenn Johnny Marr nicht bei den Cribs eingestiegen wäre, sondern in der Begleitband von Elvis Costello.
The Tingles ist verhaltener Bluesrock mit viel Hall auf der Stimme, also fast The Doors, der Rausschmeißer Pinball klingt dann wie ein untröstlicher Pete Doherty (noch so ein Ex-Frontmann gone solo).
Margins ist viel intimer, abwechslungsreicher und spontaner als alles, was Paul Smith für Maximo Park je gemacht hat. Er zeigt sein Vermögen als Sänger, seine Vielseitigkeit – und einen sicheren Blick fürs Detail. Demnächst soll ein Fotoband namens Thinking In Pictures mit Polaroids erscheinen, die Paul Smith geschossen hat – Margins ist die musikalische Entsprechung davon.
Dieses Live-Video von North Atlantic Drift ist der Beweis: Paul Smith hüpft nicht mehr beim Singen:
httpv://www.youtube.com/watch?v=eeQjaF0BIm0
2 Gedanken zu “Hingehört: Paul Smith – „Margins“”