Künstler | Rod Stewart |
Album | Fly Me To The Moon – The Great American Songbook Vol. V |
Label | J Records |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Bewertung | *** |
Man hat Rod Stewart schon in vielen Rollen erlebt. In den wilden 1960ern war er der Weiberheld und Raufbold im Swinging London. In den 1980ern kultivierte er weltweit seine Vorliebe für Fußball und Blondinen. Und danach sang er immer öfter (und immer besser) die Lieder seiner Helden, als sei da gar nichts dabei. All das machte Rod Stewart mit einer Leichtigkeit, einem Charme und einer Durchtriebenheit, dass man ihn einfach mögen muss.
Benjamin von Stuckrad-Barre hat die Faszination für Rod den ewigen Mod einmal wunderbar auf den Punkt gebracht. Für ihn ist der 65-Jährige ein «Mann, der einen immer daran erinnert, dass man in der Summe doch zu wenig Zeit in leopardengemusterten Badehosen verbringt. Vielleicht einfach mal wieder die Haare blond färben und über einen Ohrring nachdenken? Und das alles dann bleiben lassen, Rod hören, der macht das für uns.»
Als Rod Stewart 2002 mit dem ersten Teil des Great American Songbooks in die Rolle des Grandseigneurs schlüpfte, erschien das trotzdem ein wenig fragwürdig. Zum einen hatte man immer gedacht, wenn Rod Stewart nach Las Vegas kommt, würde er dort mit den Stripperinnen flirten und die Spielautomaten verprügeln – und nicht etwa im stilvollen Ambiente auf der Bühne stehen. Zum anderen fühlte sich seine Hinwendung zu höchst geschmackvollen Klassikern aus der Zeit vor 1950 auch ein wenig wie Verrat am Rock’N’Roll an. Auch Rod Stewart selbst hatte diese Bedenken. «Aber dann habe ich erkannt, dass es ohne diese Musik niemals Rock’N’Roll gegeben hätte. Denn aus dieser Musik wurde Swing, und Swing verwandelte sich dann irgendwann in Rock’N’Roll. Diese Songs sind einfach Teil meiner musikalischen Genealogie», hat er damals erklärt.
Auf Fly Me To The Moon, der heute erscheinenden fünften Auflage der Erfolgsreihe, von der bisher 17 Millionen Tonträger verkauft wurden, spürt er dieser Verbindung nach wie nie zuvor. Denn Fly Me To The Moon ist die bisher mit Abstand schwungvollste und tanzbarste Auflage des Great American Songbook. «Dinnerpartys auf der ganzen Welt werden nicht mehr so sein, wie sie einmal waren», scherzt Co-Produzent Clive Davis (Ringo Starr, Santana) ganz zutreffend.
Beinahe noch mehr fasziniert aber weiterhin Rod Stewarts Fähigkeit, sich diese Klassiker im Handumdrehen zu Eigen zu machen. Die definitiven Versionen dieser Songs haben einst die Four Seasons, Dinah Washington oder (ganz oft) Frank Sinatra aufgenommen. Doch wenn Rod Stewart mit einer sagenhaften Stimme beispielsweise My Foolish Heart intoniert, versteht man sofort, warum ihn selbst James Brown einmal zum «besten weißen Soulsänger der Welt» gekürt hat.
Und nicht zuletzt passen diese Songs dann auch doch zum Image von Rod Stewart. Er gibt den triebhaften Trottel (That Old Black Magic), den sanften Verführer (What A Difference A Day Makes) oder den liebestrunkenen Schwärmer (I’ve Got The World On A String). Das bleibt in den Arrangements oft ganz nah am Original, mit viel Besenschlagzeug und noch mehr Bläser-Soli, trotzdem sind diese Lieder ganz und gar Rod-Stewart-Songs, mit all seinem Herz und stets auch mit seinem verschmitzten Lächeln.
Besonders klar wird das, wenn doch ein wenig experimentiert wird. I Get A Kick Out Of You wird hier etwas gebremst und überzeugt auch, wenn der Drive durch Swing ersetzt wird. Der Moon River scheint dank eines Akkordeons nicht durch die Prärie zu fließen, sondern unter dem Eiffelturm. Und Fly Me To The Moon verliert hier jede Spur von Astronauten-Entdeckerlust, die man der Sinatra-Version noch nachsagen könnte, und setzt stattdessen auf die Kraft von Traumwelten.
Auch die fünfte Auflage des Great American Songbooks ist deshalb ein Hochgenuss, und ein weiterer Beweis dafür, dass Rod Stewart scheinbar alles kann. Er selbst hatte es ja schon 1984 festgestellt: Some guys have all the luck.
Im Interview spricht Rod Stewart über Fly Me To The Moon – The Great American Songbook Vol. V:
httpv://www.youtube.com/watch?v=RsoPeb8KSFc
2 Gedanken zu “Hingehört: Rod Stewart – „Fly Me To The Moon“”