Künstler | Roxette |
Single | It’s Possible |
Label | Emi |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung | **1/2 |
Kein Mensch wird bestreiten, dass Roxette eine Singles-Band sind. Aber mit Lead-Singles haben Per Gessle und Marie Fredriksson trotzdem wiederholt daneben gelegen. You Don’t Understand Me ist eine tolle Ballade, aber vergleichsweise zurückhaltend. Als Startschuss für das erste Greatest-Hits-Album im Jahr 1995 wäre das packende, unmittelbar funktionierende June Afternoon sicher besser geeignet gewesen.
Room Service war 2001 ein Album mit sehr vielen guten Songs. Aber die Vorab-Single The Centre Of The Heart (Is A Suburb Of The Brain) zählte definitiv zu den Schwachpunkten der Platte. Und um zwei Jahre später einem verheißungsvollen Albumtitel wie The Pop Hits gerecht werden zu können, hätte es auch ein stärkeres Zugpferd gebraucht als Opportunity Nox.
Auch für Travelling, ihr neuntes Studioalbum, hätten Roxette eine bessere Wahl treffen können. It’s Possible ist ein solider Song, aber es gibt viele auf Travelling, die deutlich besser sind. Man kann trotzdem nachvollziehen, warum It’s Possible zur ersten Single erkoren wurde: In diesen gut zweieinhalb Minuten steckt ganz viel von dem, was Roxette ausmacht. Per Gessle gibt im Text wieder einmal den Liebestrottel, der wie ein Teenager übermannt wird von seinen Gefühlen. Der Refrain steckt voller Optimismus und könnte nicht poppiger sein, an seinem Ende steht allerdings ein kurzes, heftiges Gitarrenriff. Dazu will der Song mit Computerbeats, Filter-Effekten auf dem Gesang und reichlich Synthies auch unbedingt den Geschmack der Zeit treffen.
Das Problem an It’s Possible ist, dass die einzelnen Teile nicht recht harmonieren. Der Refrain setzt sehr unvermittelt ein, alles wirkt ein wenig zusammengestückelt. Dabei zeigt die Demoversion, die es als B-Seite gibt, dass der Song durchaus als runde Sache entstanden ist. Auch hier sind schon viele Effekte auf der Stimme von Per Gessle, aber dazu kommt lange Zeit nur eine E-Gitarre. Das klingt einerseits viel schlüssiger als die A-Seite. Andererseits merkt man auch, dass dem Song in diesem reduzierten Arrangement das gewisse Etwas fehlt, um als Single zu taugen – das hat man dann wohl durch die aufwendige Produktion hinzubekommen versucht.
Dabei wäre die Lösung viel einfacher gewesen: Auf Travelling findet sich eine im Hotelzimmer aufgenommene Alternativversion von It’s Possible, die um Welten besser ist als das Demo und auch die Single in den Schatten stellt. Ganz akustisch geht es da zu, trotzdem nicht allzu reduziert und vor allem höchst organisch. Das wäre die bessere Single gewesen – aber immerhin zeigt diese Variante, dass es Roxette doch noch geschafft haben, die perfekte Form für diesen Song zu finden. Mit anderen Worten: it’s possible.
Sie werden auch älter: Bei Joyride hatten Roxette noch auf den Tragflächen gesessen, nun nehmen sie im Video von It’s Possible lieber im Flugzeug Platz.
httpv://www.youtube.com/watch?v=oi5JfG9MWv4