Künstler | Ryan Adams | |
Album | Rock’N’Roll | |
Label | Lost Highway | |
Erscheinungsjahr | 2003 | |
Bewertung |
„Let me sing a song for you that’s never been sung before“ heißt die erste Zeile. Dieser Auftakt ist eine dreiste Lüge. Songs wie diese wurden schon tausendfach gesungen. Es ist einfach Rockmusik (zumindest der Albumtitel ist also nicht irreführend), und Rock’N’Roll könnte genauso gut die neue Platte von Springsteen, Mellencamp oder Petty sein. Ryan Adams betätigt sich also wieder einmal als Klassizist.
Im Gegensatz zu seinen beiden ersten Soloalben setzt er dabei aber diesmal fast ausschließlich auf Uptempo-Nummern. Das kann etwas lärmen, wie im Neil-Young-Tribut Note To Self: Don’t Die, verstohlen Richtung Radio schielen wie das urwüchsige Shallow oder sogar einen Touch von Muckertum bekommen, wie im programmatisch betitelten 1974.
Das Problem wird sehr schnell deutlich: Man staunt, was der Adams alles draufhat, wie er sich mit erstaunlicher Kompetenz und Souveränität den Gin Blossoms und Aerosmith annähern kann. Doch man fragt sich: Wieso will er uns das beweisen? Warum hat er diese Songs aufgenommen?
Eine Antwort darauf ist nicht leicht zu finden, auch nicht in den Texten. Nicht selten klingt die Platte wie die Erfüllung einer Hausaufgabe, die da lautete: Mach doch mal ein typisches Rock’N’Roll-Album. Die Aufgabe ist gut gelöst, keine Frage, handwerklich sind das meist klasse Stücke. Doch es fehlt das, was Ryan Adams bisher eigentlich stets im Überfluss verschüttet hat: Herzblut. Wollte man bösartig sein, müsste man feststellen: Noch nie war er so nahe an dem Mann mit dem B im Namen.
Freilich gibt es auch Ausnahmen. Wish You Were Here drosselt zu Beginn Tempo und hätte sich auch auf Gold nicht verstecken brauchen. Der Rausschmeißer Hypnotixed steckt voller Energie und Inbrunst.
Und dann sind da noch ein paar Songs, die erstaunliche Assoziationen wecken, nämlich an die besseren Bands der 1980er Jahre. Die feine Single So Alive erinnert an The Cure. Das herrlich larmoyante Anybody Wanna Take Me Home gemahnt mit kokettierendem Gesang und eigentümlichem Gitarrensound an die Smiths. Burning Photographs könnte einem der düstereren Momente von Crowded House entsprungen sein.
Schließlich der Titelsong. Rock’N’Roll (ausgerechnet) beschränkt sich auf Piano, Gesang und ein schmerzhaftes Telefonat und bringt die einzigen Strahlen von Seele in das Album. Den Rest davon hat sich Ryan Adams offensichtlich für die Love Is Hell-EPs aufgespart.
Eines der Highlights: Das Video zur Single So Alive:
httpv://www.youtube.com/watch?v=0nxK0WaBL24
2 Gedanken zu “Ryan Adams – „Rock’N’Roll“”