Künstler | Sebastian Hämer |
Album | Der fliegende Mann |
Label | 3P |
Erscheinungsjahr | 2006 |
Bewertung | **1/2 |
Im ersten Moment ist das ein Schock. Natürlich kann dies nicht Xavier Naidoo sein, schließlich kommt die Platte aus dem Hause 3P, von dem der Mützenmann vor einigen Jahren im denkbar größten Unfrieden geschieden war. Aber diese Stimme hat eine kaum zu glaubende Ähnlichkeit und sie dominiert sofort ganz zwangsläufig.
Doch hinter dem fliegenden Mann, der zunächst ein Geheimnis aus seiner Identität machte, steckt nicht der Hohepriester des Deutschsouls aus der Neckarstadt Mannheim, sondern Sebastian Hämer aus dem hübschen Ostseebad Prerow.
Bei genauerem Hinhören offenbart sich nicht nur, dass diese Stimme doch nicht ganz die Bandbreite (und vor allem nicht den heiligen Eifer) von Xaviers Organ hat. Auch das Konzept ist reichlich verschieden. Musikalisch könnte zwar jeder dieser Tracks auch von Xavier stammen (schließlich hat man in Rödelheim dessen Sound quasi erfunden), doch in den gelegentlich recht kruden Texten gefällt sich Hämer nicht als gläubiger Weltverbesserer, sondern als finsterer Rächer, der auch schon einmal mit Schlägen droht. Schließlich wollte er eigentlich immer Stuntman werden. Nun ist er Xaviers böser Bruder.
Auf Albumlänge ist das keineswegs ein Nachteil, denn dank der gelegentlichen Finstermiene und durchweg feinen Beats kann Hämer in recht abwechslungsreiche Rollen schlüpfen. Er spielt den Retter (der Opener Erste Hilfe), den Anführer (der Hit Sommer unsres Lebens), den Zorro (das originelle Mit Maske), den Romantiker (das starke Nur mit dir) oder in Ausnahmefällen dann doch auch mal den Priester (die wirre Klavier-Ballade Nichts).
Besonders gelungen sind die bitterböse Abrechnung Immer noch (mit einem Police-Sample und Moses Pelhalm als Kelis) und das vergleichsweise opulente Wieso sagst du’s nicht ihm und das sanfte Das Beste. Fast wie Xavier. Aber: mehr Hass.
So funky kann Mainhattan klingen: Der Clip zu Nur mit Dir:
httpv://www.youtube.com/watch?v=9gQIPgUB-NU