Künstler | Shaka Ponk |
Album | The Geek & The Jerkin‘ Socks |
Label | Tôt ou Tard |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung | *** |
Es war ja zu erwarten, dass sich die stolzen Franzosen das nicht allzu lange würden bieten lassen. Da hüpft (auch noch in Berlin!) ein Typ herum (auch noch ein Schweizer!), nennt seine Band „Bonaparte“ (!!!) und will der Welt zeigen, wie man eine ordentliche Party feiert. Das können wir auch selbst, s’il vous plait, haben sich die Franzosen da wohl gedacht. Und jetzt lassen sie The Geek & The Jerkin’ Socks von Shaka Ponk auf die Welt los.
Die Band kann man am einfachsten erklären als eine Mischung aus Bonaparte und den Gorillaz. Ihre Musik hat immer maximale Energie und eine gute Dosis Anarchie, wie man am besten in den Konzerten von Shaka Ponk erleben kann: Dann entpuppt sich das Sextett als Gesamtkunstwerk mit irren Video-Projektionen, vollem Körpereinsatz – und Goz, einem animierten Schimpansen als Bandleader. „Goz ist die Seele von Shaka Ponk“, sagt Frontmann Frah. Der Affe ist so etwas wie der Master Of Ceremony, seine Heimat ist eine riesengroße Leinwand, die mitten auf der Bühne steht und für optisches Dauerfeuer sorgt. „Die Visuals sind für mich der Kern von Shaka Ponk”, betont Frah, ein gelernter Webdesigner. „Wir sind die Erschaffer, die Designer und gleichzeitig die Mitglieder der Band. Als Angehörige einer Generation, die sich permanent im Internet aufhält, ist das vernetzte Denken für uns selbstverständlich.“
Dieser Ansatz setzt sich fort in der Musik von Shaka Ponk. Hier wird alles zusammengeworfen, was im Zweifel nicht zusammenpasst, trotzdem kommt eine Monster-Party dabei heraus. Die Lieder sind fast immer sehr tanzbar – und immer auf die Zwölf. I’m A Lady baut ein Gitarrensolo zwischen Surfmusik und Heavy Metal ein. Im wilden Shiza Radio scheinen Therapy? über ein C-64-Computerspiel herzufallen. Das dezent elektronische Dancing Dead wirkt, als hätte jemand die Ting Tings auf eine strenge Stereoid-Diät gesetzt. Am Ende von The Geek & The Jerkin’ Socks wird im straighten Palabra Mi Amor sogar noch französisch gesungen.
Die Idee für dieses Konzept hatte Frah (bürgerlicher Name: François Charon) schon sehr früh, aber er musste erst nach Berlin ziehen, um das passende Umfeld und die passenden Kompagnons für seine Vision zu finden. Dazu gehören Sängerin Samaha Sam, die westindische und englische Wurzeln hat, sowie vier Mitstreiter namens Mandris, CC, Steve und Ion.
Im Jahr 2007 zogen Shaka Ponk wieder nach Paris zurück und veröffentlichten ihr Debütalbum. Nach Bad Porn Movie Trax (2009) folgte der Durchbruch mit The Geek & The Jerkin’ Socks. Die Platte verkaufte sich bisher fast 200.000 Mal, die Single My Name Is Stain, die am ehesten an den Comic-Sound der Gorillaz erinnert, erreichte die Top Ten bei unseren Nachbarn. Jetzt kommt das Album auch in Deutschland heraus.
Das Erfolgspotenzial ist nicht gering, denn The Geek & The Jerkin’ Socks ist extrem kurzweilig und profitiert enorm davon, dass Musik hier durchweg mit einem sehr spielerischen Ansatz gemacht wird. Sex Ball vereint eine Discostrophe mit einem Hardrockrefrain und zeigt damit ein durchaus typisches Rezept für dieses Album. Let’s Bang beginnt mit einem Schlagzeug, das Tote aufwecken könnte, und bewegt sich dann irgendwo zwischen den Ramones und Pink. I’m Picky klingt wie System Of A Down, wenn die Humor hätten (also wie die Bloodhound Gang), am Ende sogar wie Skunk Anansie.
Die Stücke, in denen Samaha Sam den Ton angibt, sind deutlich besser als die von Frah gesungenen, und einige der Songs sind ein Stück zu lang, um bis zum Schluss die Spannung hoch zu halten. Aber letztlich fließt hier ohnehin alles in einem großen Chaoszirkus zusammen. Wenn Frah in Reset After All immer wieder die Zeile „I cannot control myself“ singt, dann glaubt man das sofort. In Run Run Run treffen sich Republica und Hard-Fi zu einem Betriebsausflug nach Disneyworld. Old School Rocka ist zugleich heavy und funky.
Brunette Localicious zeigt vielleicht am besten die Stärke von Shaka Ponk: Wie das gesamte Album ist auch dieses Stück durchgeknallt, exaltiert und hysterisch. Aber es ist auch ohne die ganze Show drumherum ein gutes Lied, mit viel Druck und Power: Der Song ist das Spektakel.
Das ganze Erlebnis: Shaka Ponk live beim Paléo-Festival:
httpv://www.youtube.com/watch?v=QG2IMZzrzsw