Künstler*in | Shout Out Louds | |
Album | Work | |
Label | Universal | |
Erscheinungsjahr | 2010 | |
Bewertung |
Wenn sich Bands an einer Uni gründen, dann muss man Schlimmes befürchten. Oft finden dann schwermütige junge Männer zusammen (Editors). Oder ein paar Freunde, die einfach nur einen Vorwand suchen, um nicht in die Vorlesung zu müssen (Juli). Oder abgedrehte Spinner, die ihre kühnsten Visionen musikalisch ausleben wollen (Final Fantasy).
Auch die Shout Out Louds haben sich an der Uni gegründet. Sänger Adam Olenius und Gitarrist Carl von Arbin studierten Design an der Kunstakademie in Stockholm. Bassist Ted Malmros hatte sich für einen Filmkurs eingeschrieben und Schlagzeuger Eric besuchte Seminare in Volkswirtschaft. Doch ihr Ziel war von Anfang an ganz klar und ganz einfach: Musik machen. Spaß haben.
Vom Start weg hieß es bei den Shout Out Louds: Volle Kraft voraus! Ihre erste EP hieß 100° (2002), die erste Single Hurry Up, Let’s Go (2003). Auch heute noch ist für sie klar: Musik ist das, was sie tun. Ihre Berufung. Ihr Beruf. Deshalb heißt das heute erscheinende dritte Album auch Work. «Dass man etwas erschaffen kann und sich dabei fast zu Tode arbeiten – dieser Gedanke fasziniert mich. Und auch das Gefühl, das man hat, wenn man es dann vollbracht hat», sagt Sänger Adam Olenius.
Der Erfolg des Quintetts (kurz nach der Gründung der Band kam die klassisch ausgebildete Pianistin Bebban Stenborg dazu) ist Ergebnis dieser Mischung aus stolzer Unbekümmertheit und grenzenloser Motivation: Tourneen mit den Strokes und Kings Of Leon, Auftritte in den TV-Shows von David Letterman und Jay Leno, zwei Top-100-Singles in England. Ihr letztes Album Our Ill Wills erreichte in ihrer schwedischen Heimat die Top10 und wurde produziert von Björn Yttling, einem Drittel von Peter, Björn & John, den Machern hinter dem Welthit Young Folks (dessen Video wiederum von Shout-Out-Louds-Bassist Carl gedreht wurde).
httpv://www.youtube.com/watch?v=51V1VMkuyx0
Für das neue Album haben sie erstmals mit einem Nicht-Schweden zusammengearbeitet. Hinter den Reglern saß Phil Ek, der sich mit seiner Arbeit für Built To Spill, Modest Mouse, The Shins oder Fleet Foxes einen Namen gemacht hat. Er verpasste der Band einen robusteren, weniger verspielten Sound.
Das bedeutet: Alles klingt erwachsener (positiv formuliert). Es fehlen die echten Hits (negativ formuliert). Es gibt ein bisschen weniger Pauken und Trompeten. Vor allem nehmen sich die Schweden mehr Zeit: „1999“ oder „Play The Game“ beginnen extrem reduziert, gönnen sich dann aber am Schluss doch noch ein Stückchen Opulenz.
Doch die Stärken der Shout Out Louds bleiben: der unbedingte Wille zum Pop, die Fähigkeit, tolle Melodien mit genau der richtigen Prise Melancholie zu verbinden. Der New Musical Express hat ihnen attestiert: Sie wissen, Gemeinheiten sind populär. Aber sie haben keinerlei Interesse, gemeine Musik zu machen.
Das hat den Shout Out Louds schon Vergleiche mit Belle & Sebastian oder Arcade Fire eingebracht, doch am größten ist die Seelenverwandtschaft zu The Cure. Die Stimme von Adam Olenius, brüchig und doch stolz, klingt nicht nur im Opener „Walls“ (ganz am Schluss, als er endlich hysterisch wird) wie die von Cure-Sänger Robert Smith. Er hat auch eine ähnliche Herangehensweise. «Glück ist so ein simples Gefühl. Melancholie und Trauer haben viel mehr Facetten», sagt er. Deshalb versucht er, Schmerz und Ausgelassenheit zu verbinden: «Ich habe absolut keine Angst davor, romantisch zu klingen, vor allem dann nicht, wenn ich dabei immer noch ein wenig düster sein kann. Ich liebe es, in einem recht simplen Popsong Chaos anzurichten.»
Ein gutes Beispiel dafür ist die extrem hübsche Single „Fall Harder“, die ebenso wehmütig wie glücksstrotzend wirkt.
httpv://www.youtube.com/watch?v=CZPSyI4Zybo
Auch das verträumte „The Candle Burned Out“ oder das energische „Walls“ zeigen: Die Shout Out Louds verschmelzen die Euphorie von Pop mit dem Indie-typischen Hang zur Trübsal. Das ist eine Gabe – und ein Talent, das man nicht einmal an der Uni lernen kann.
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