Kning Disk
Künstler | Small Feet | |
Album | Liar Behind The Sun | |
Label | Kning Disk | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung |
Es gibt ja diese Theorie, dass bei Männern mit kleinen Füßen auch ein anderes Körperteil nicht allzu groß gewachsen ist. Simon Stålhamrhe, der Chef von Small Feet, hat ein ganz anderes Problem: Sein Selbstvertrauen ist viel, viel, viel zu klein.
Der Mann aus Stockholm macht schon lange Musik (genauer gesagt: Seinen ersten Song mit dem hübschen Titel Don’t Smoke In My House schrieb er als 11-Jähriger). Aber er traute sich ewig nicht, sie auch zu veröffentlichen. Er hat eine EP fertig mit sechs Liedern, ein komplettes Album und Hunderte von Demos. Er hat sich in mehreren Bands versucht, aber immer wieder Reißaus genommen, selbst dann, wenn die ersten Schritte viel versprechend aussahen. Immer aus demselben Grund: Er hatte Angst, dass seine Musik lächerlich wirken, nicht gemocht oder womöglich zerrissen werden könnte.
Jetzt gibt es doch Small Feet und mit Liar Behind The Sun eine erste EP mit fünf Liedern. Für den Herbst ist sogar bereits ein Debütalbum namens From Far Enough Away, Everything Sounds Like The Ocean angekündigt. Dass es soweit gekommen ist und dass Simon Stålhamrhe endlich seine Scheu abgelegt hat, ist vor allem Jacob Snavely zu verdanken, einem in Stockholm lebenden Amerikaner, der jetzt Bandkollege bei Small Feet ist und vor zwei Jahren so etwas wie der Lebensretter für Simon Stålhamrhe wurde.
Damals hatte der junge Mann einen psychischen Zusammenbruch, es folgten eine lange Therapie und die Begegnung mit Snavely. Sie schwärmten von ihren gemeinsamen Helden Neil Young, Bill Callahan, Townes Van Zandt und Leonard Cohen und stellten sich schließlich auch ihre eigenen Songs gegenseitig vor. Snavely war beeindruckt von den Liedern seines schwedischen Freundes und sprach ihm Mut zu. “We formally refer to this as ‘Jacob’s days of blowing smoke up Simon’s ass’”, sagt Stålhamrhe heute mit einem dankbaren Schmunzeln.
Snavely stellte dann auch den Kontakt zu Christopher Cantillo vor (“Maybe the best musician I’ve ever played with”, lautet das Urteil von Stålhamrhe) und damit war die Besetzung von Small Feet komplett. Die Rollenverteilung ist auch nicht allzu kompliziert: Stålhamrhe schreibt die Songs und singt, die anderen beiden “just add energy, slight arrangements, and stuff like that”, erklärt Snavely.
Das Ergebnis ist ganz und gar zauberhaft. Ein bisschen Schlagzeug, ein bisschen Jangle und eine Schrammel-Gitarre machen aus dem Opener Liar Behind The Sun ein wunderhübsches Kleinod mit tollem Refrain. In Rivers (das auf einem iPhone aufgenommen wurde) klingt Stålhamrhe wie ein untröstlicher Neil Young, weitgehend akustisch, bis am Ende die E-Gitarre aufbegehrt.
Der Song ist typisch für die warme, liebevolle Lo-Fi-Atmosphäre und er deutet auch bereits den Spaß am Ausbruch aus der Harmonie an, der hier an mehreren Stellen deutlich wird. Die EP lebt neben sehr gekonntem Songwriting aber vor allem von ihrem Charme. Smoke And Mirrors hat eine naive Schönheit zu bieten, wie man sie bei Jonathan Richman findet. In Hymn steht der Gesang von Simon Stålhamrhe im Zentrum. Nur von einer akustischen Gitarre wird diese sehr hohe Stimme begleitet, die man nicht mögen muss, der man sich aber auf keinen Fall entziehen kann. Nach 69 Sekunden ist das Lied vorbei, und dennoch ist alles gesagt, könnte der Song kaum rührender und überzeugender sein. “I´m ready to do this now,” sagt Simon Stålhamrhe über das Ende seiner musikalischen Schüchternheit. “I’m done fighting my windmills.” Man kann ihm (und uns) nur dazu gratulieren.
Small Feet spielen Rivers live:
httpv://www.youtube.com/watch?v=USSDExmy6pk