Künstler | Smoke Fairies | |
Album | Blood Speaks | |
Label | Cooperative Music | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Bewertung |
Referenzen sind eine wichtige Sache. Selten war das so deutlich wie bei Blood Speaks, dem zweiten Album der Smoke Fairies. Das Duo, bestehend aus Katherine Blamire und Jessica Davies, war einst der erste englische Act, der eine Platte auf dem Label von Jack White veröffentlichte. Die Smoke Fairies waren auf Tour mit Laura Marling. Und Blood Speaks wurde, genau wie der Vorgänger Through Low Light And Trees, von Head betreut, dem Lieblingsproduzenten von PJ Harvey.
Man muss also nicht besonders viel Fantasie haben, um aus diesen Eckpunkten auf den Sound der Smoke Fairies zu schließen: Es gibt verwunschene Lieder zwischen Folk, Blues und Storytellerrock, ohne Modernismen, dafür mit viel Poesie. Eigentlich sagt der Bandname schon alles: Die Lieder der Smoke Fairies sind Märchen aus dem Reich des fast Unsichtbaren.
Im Vergleich zum Debüt ist der Sound ein wenig opulenter geworden, fast immer werden die beiden Engländerinnen, die jeweils Gesang und Gitarre beisteuern, von ihrer Liveband begleitet. Hideaway ist ein guter Beleg für diesen Input, der aber auch nicht immer ausreicht, um den Spannungsbogen hoch und die Gefahr von Nebenbeimusik fern zu halten. Auch der Opener Let Me Know bekommt einen Groove, der erdig und beinahe funky ist, der Gesang ist im Vergleich dazu geradezu entrückt. Die zentrale Textzeile „Let me know what I want to know“ ist dennoch keine Bitte, sondern eine Forderung.
The Three Of Us setzt auf eine mächtige E-Gitarre und satte Drums, als hätten sich The Duke Spirit in der Wüste verirrt. Take Me Down When You Go hat viel Flair der späten Sechziger, inklusive der Freude an der eigenen Virtuosität und am Zusammenspiel, kann aber auch ein Element von Batikhemden und Räucherstäbchen nicht verleugnen.
Nach wie vor gibt es aber auch ganz intime Momente, in denen die Smoke Fairies ihre Kraft fast alleine aus dem Zusammenspiel von Katherine Blamire und Jessica Davies beziehen. Ganz oft wirken die beiden, die schon seit Schulzeiten befreundet sind, wie ein Wesen. Wer hier was singt, lässt sich auf Blood Speaks kaum erkennen, und das verleiht den Liedern ein zusätzliches Mysterium.
Im verträumten Awake (nein, das ist kein Widerspruch!) fügt das Picking die einzelnen Gitarrentöne wie ein Kaleidoskop zusammen, am Schluss scheint das Lied zu schweben. Das ätherische Blood Speaks entwickelt einen Sog mit düsterer Orgel, sanfter Trommel und ganz vielen Gesangsspuren. In Feel It Coming Near tänzeln die beiden anscheinend um einen längst völlig weggetretenen Jim Morrison herum. Trotz einer nicht allzu ausufernden Länge von ziemlich genau fünf Minuten bekommt das Lied dabei epische Dimensionen. Version Of The Future ist ambitioniert und verschwörerisch, als wären die Cornshed Sisters zu Gast in Andy Warhols Factory. Film Reel macht den Abschluss als schillernde und verführerische Hommage an Tim Buckley oder Joni Mitchell.
Auch das reduzierte Daylight mit seinem komplizierten Metrum und seinen Joan-Baez-Anleihen ist so ein Fall: Die Gesangsmelodie, begleitet vom Klavier, klingt beinahe nach Minnesang. „Follow me back into the daylight“, heißt die Einladung. Trotzdem muss man sich fragen, ob die Frau hinter dieser Stimme nicht in Wirklichkeit eine böse Fee ist. Sicher ist in jedem Fall: Sie ist ein Wesen nicht von dieser Welt.
Von Jack White scheint bei den Smoke Fairies immerhin noch der Modegeschmack präsent zu sein, beweist das Video zu Let Me Know:
httpv://www.youtube.com/watch?v=W_jpnz5L-YY