Künstler | Sons Of Noel And Adrian |
Album | Knots |
Label | K&F Records |
Erscheinungsjahr | 2012 |
Bewertung | *** |
Knots heißt das zweite Album der Sons Of Noel And Adrian. Das passt gleich in doppelter Hinsicht. Denn zum einen sind die mittlerweile neun Mitglieder der Band der Mittelpunkt eines unfassbar eng verknüpften Musikernetzwerks. Als prägender Teil des „Willkommen Collective“ spielen sie auch in Bands wie The Miserable Rich, The Leisure Society, Laish und Redwood Red oder stehen regelmäßig mit Laura Marling und Mumford & Sons auf der Bühne. Zum anderen verstehen sie es auf Knots auch, in ihrer Musik die verschiedensten Sounds derart dicht zu verknüpfen, dass es unmöglich wird, das Ganze wieder aufzudröseln.
Das akustische Leaving Mary’s Hand, das genau in der Mitte des Albums steht, kann man noch guten Gewissens als „Folk“ bezeichnen. Aber der Rest? Lebt in seiner ganz eigenen Welt. Sons Of Noel And Adrian nutzen uralte Instrumente, die sie aber gerne elektronisch verfremden. Sie klingen genau so dicht, wuchtig und verschworen, wie man sich die Musik eines neunköpfigen Kollektivs vorstellt. Und sie integrieren Märchenmusik (Heroine) genauso wie Filmmusik (Cathy Come Home) und Kammermusik (Black Side Of The River, das bloß mit Streichern beginnt und am Ende klingt wie das, was den Doors wohl bei ihren Trips in die Wüste durch den Kopf spukte).
Arcade Fire kann man da vielleicht noch am ehesten als Bezugspunkt heranziehen, auch wegen des reizvollen Zusammenspiels von Männer- (Bandleader Jacob Richardson) und Frauenstimme (Catherine Cardin). Mit den Kanadiern hat die Band aus Brighton noch etwas gemein: ihren Furor, ihre Schwere und ihre fast religiös anmutende Innigkeit.
Come Run Fun Stella Baby Mother Of The World klingt mit seinem Banjo-Beginn und den bedeutungsschwangeren E-Gitarren am Ende wie ein ziemlich gespenstischer Priester (der mit Alec Ounsworth von Clap Your Hands Say Yeah verwandt sein könnte) im Moment der Erleuchtung. Im fast secheinhalbminütigen Jellyfish Bloom scheint ein Unterwasser-Tempel beschworen zu werden. Big Bad Bold ist der Soundtrack zu einer Pilgerreise, die sich am Ende mit ihrem martialischen Tribal-Schlagzeug in einen Feldzug verwandelt. Und das opulente Matthew könnte ein Trauermarsch sein, mit dem die Nächstenliebe zu Grabe getragen wird.
Am eindrucksvollsten gerät The Yard gleich am Anfang von Knots. Zu einer spanischen Gitarre gesellt sich da der entrückte Gesang von Jacob Richardson, und dann setzt ein Orchester ein, das so bedrückt und zugleich erleichtert klingt, als sei es mit seinen Streichern und Holzbläsern den ganzen Weg vom Balkan nach Brighton auf allen Vieren gekrochen. Als Songs kann man diese Stücke eigentlich nicht betrachten – Sons Of Noel And Adrian erschaffen Klanggemälde.
Zum Kotzen ist zumindest das Ende im Video von Come Run Fun Stella Baby Mother Of The World:
httpv://www.youtube.com/watch?v=WxPNGpJpFYg