Künstler | Sparrow And The Workshop | |
Album | Spitting Daggers | |
Label | Distiller Records | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Bewertung |
Auf Platz 4 landete Glasgow, als die Perfoming Right Society (so etwas Ähnliches wie die englische Entsprechung der Gema) vor gut einem Jahr nach der musikalischsten Stadt Großbritanniens suchte. Für die Statistik wurde ermittelt, wie viele Musiker es in einer Stadt im Verhältnis zur Einwohnerzahl gibt, und nur Bristol, Cardiff und Wakefield landeten damals noch vor Glasgow.
Auch wenn es nicht ganz für einen Medaillenplatz reichte, können sich in der größten Stadt Schottlands trotzdem Geschichten wie diese ereignen: Ein Typ aus Wales und eine junge Frau, die in Nordirland geboren und in Chicago aufgewachsen ist, sind auf der Suche nach einer Wohnung in Glasgow. Der Mann, bei dem sie einziehen, ist ein schottischer Eingeborener – und sofort merken die drei, dass sie sich nicht nur als WG eignen, sondern auch als Band. So sind Sparrow And The Workshop entstanden. Am kommenden Freitag legt das Trio mit Spittin Daggers sein zweites Album vor.
Wie das klingt, ahnt man schon, wenn man ein bisschen auf die überaus umfangreiche Live-Geschichte von Sparrow And The Workshop schaut. Sie waren mit Idlewild auf Tour, mit den Lemonheads und mit British Sea Power. Sie wurden vom Brian Jonestown Massacre und den Pogues persönlich eingeladen, um als Vorgruppe zu spielen. Hier geht es um Rock, mit dem Wissen um seine Tradition, aber mit dem Mut, ihn ganz individuell zu interpretieren.
Dominiert wird Spitting Daggers dabei von der Stimme von Jill O’Sullivan (das ist die junge Dame aus Nordirland/Chicago). Gleich im Opener Pact To Stay Cold scheint sie PJ Harvey in die Sixties entführen zu wollen. Auch The Duke Spirit oder Blood Red Shoes klingen an, aber Sparrow And The Workshop zeigen schon in diesen ersten 222 Sekunden des Albums, dass sie genug zu bieten haben, das sie einzigartig macht. Wie sich das filigrane Break in den ansonsten enorm wuchtigen Sound von Pact To Stay Cold einfügt – das muss ihnen erst einmal jemand nachmachen.
You Don’t Trust Anyone entwickelt vor allem durch den sehr coolen Bass von Nick Packer (das ist der Typ aus Wales) einen enormen Drive. Faded Glory übt die große Geste und bleibt doch undurchdringlich, die Single Snakes In The Grass orientiert sich ziemlich stark (zu Beginn sogar tongetreu) an Gigantic von den Pixies.
Das darauf folgende Father Look ist ein Klagegesang, dessen unendlicher Traurigkeit man mit dem schlichten Wort „Blues“ auf keinen Fall gerecht werden kann. Kurz vor Schluss gibt es in Against The Grain noch einmal ordentlich Punch von Schlagzeuger Gregor Donaldsman (der Mann mit der Wohnung in Glasgow).
Am Ende von Spitting Daggers, im geheimnisvollen Soft Sound Of Your Voice strahlen die immer wieder herrlichen Harmonies von Sparrow And The Workshop am hellsten. Da lassen die Mamas & Papas grüßen, oder man meint, Jill O’Sullivan schicke diese Musik direkt an Jack White – als Bewerbung um das Erbe von Meg. Wie gesagt: Den auch von den White Stripes geschätzten Klassizismus leben Sparrow & The Workshop durchaus vielseitig aus. Alles „von Dolly Parton über Sonic Youth bis zu den Beach Boys“ zählen sie zu ihren Einflüssen – und Spitting Daggers ist ein schöner Beweis dafür, wie faszinierend und schlüssig diese schräge Kombination klingen kann.
Das Video zu Snakes In The Grass beweist: Auch Spatzen schlüpfen aus Eiern:
httpv://www.youtube.com/watch?v=fry-TI0ys8U