Künstler | Stankowki |
Album | Torres Vol. 1 |
Label | Haute Areal |
Erscheinungsjahr | 2011 |
Bewertung | *** |
Es war Anfang 2009, als Werle & Stankowski sich selbst beerdigten. Für ihren Mix aus Akustikpop und sanfter Elektronik hatten sie nach eigenem Bekunden die „zustehende Beachtung zumindest in Ansätzen geschenkt“ bekommen. Dass Johannes Stankowski, der bei dem Kölner Duo für den Akustikpop und Gesang zuständig war, danach alleine weitermachen würde, lag auf der Hand. Überraschend ist eigentlich nur, dass er für sein nun vorliegendes Solo-Debüt Torres Vol. 1 mehr als zwei Jahre brauchte.
Die zehn Lieder machen deutlich, wie sehr er den Sound bei Werle & Stankowski geprägt hat. Auch ohne sanfte Beats und dezente Synthies bleibt auf Torres Vol. 1 diese Grundstimmung von Entspanntheit, verträumter Wehmut und GeradeErstAufgestanden. „Somewhere in between / consciousness and dream“, heißen die ersten Zeilen in der himmlisch leichten Vorab-Single Light & Clear – und genau da ist diese Musik verortet. Auch die Themen sind ähnlich. Johannes Stankowski geht es um Eskapismus, um Flucht – vor dem Alltag, vor dem Schmerz, vor der Erinnerung und so weit wie nur irgend möglich vor allem, was in Stress ausarten könnte. Kristof Schreuf nennt das sehr treffend „zuversichtliche Melancholie“.
An Nick Drake, Harry Nilsson oder Burt Bacharach habe er sich bei Torres Vol.1 orientiert, sagt Johannes Stankowski. Das Ergebnis ist ein sehr eleganter Sound, mal dank eines Lokomotiven-Beats in der Nähe von Chris Rea (Out Of Time, von dem man übrigens hier kostenlos einen Remix herunterladen kann), mal an die Betrüblichkeit von Thom Yorke erinnernd (Pretty Little Thing), gelegentlich auch ein bisschen old-timey und theatralisch wie bei Get Well Soon (Borrowed Wings).
Auf Dauer ist das zwar selbst für bekennende Slacker ein bisschen zu antriebslos. Doch immer wieder gibt es kleine Andeutungen eines Ausbruchs aus der fast apathischen Schluffigkeit. Das vergleichsweise kraftvolle Tom-Petty-Break von Samurai ist so ein Moment. Am deutlichsten tritt dieser Effekt im Text von Rocky Road zutage. „Now that I’m stronger / than ever before in my life / I know I belong here / gone the days of living in disguise”, singt Johannes Stankowski. Die Musik dazu könnte zwar kaum betrüblicher sein, trotzdem ist das Lied ein Aufbruch, und sei es nur zum heiteren Picking des folgenden Down Below, dem herrlichen Schwelgen von We Face The Dark oder der zuckersüßen, völlig uneitlen Hingabe des Rausschmeißers I Love You.
All das zeigt: Torres Vol. 1 ist durch und durch eine Herzensangelegenheit. Aber das Herz ist hier in keinem einzigen Moment eine schnöde Pumpe des Lebens. Sondern immer ein Schlachtfeld der Gefühle – und ein Haus für die Seele.
Achtung! Das Video zu Light & Clear ist dunkel und unklar:
httpv://www.youtube.com/watch?v=fQio7RPhzUE