Künstler | Stevie Wonder |
Album | Number Ones |
Label | Universal |
Erscheinungsjahr | 2007 |
Bewertung | **** |
Mehr als alles andere macht vielleicht eine Stichelei die wahre Klasse von Stevie Wonder deutlich. Als Paul Simon, selbst nun wahrlich kein unbedeutender Songwriter, 1975 den Grammy für seinen Longplayer Still Crazy After All These Years erhielt, dankte er auf der Bühne Stevie Wonder – dafür, dass der in diesem Jahr kein Album veröffentlicht hatte.
Wonder stand damals in der Blüte seiner Karriere, künstlerisch wie kommerziell im Zenit: Innerhalb von vier Jahren legte er mit Talking Book, Innervisions und Songs In The Key Of Life ein sagenhaftes Triumvirat von Monster-Alben vor, das seinen Ruf als Tausendsassa und Wunderkind zementierte.
Schon als Zwölfjähriger war er bei Motown unter Vertrag, noch als Teenie lieferte er erste eigene Hits wie das wilde Fingertips (Part 2), das hier den Auftakt macht, oder belieferte andere mit Klassesongs (aus Wonders Feder stammen etwa Smokie Robinsons Tears Of A Clown oder It’s A Shame von den Spinners).
Doch erst dann setzte der Mann, der eigentlich Stevland Hardaway Morris heißt, zum wirklichen Höhenflug an. Als gebürtiger Detroiter hatte er Motown und Soul mit der Muttermilch aufgesogen, und seine ersten Stücke wie das energische Uptight (Everything’s Alright) oder das ungeduldige I Was Made To Love Her zeugen davon. Doch dabei beließ es der Junge mit der Mundharmonika nicht. Reggae und Rock integrierte Wonder ebenso mühelos und virtuos in seinen Sound wie Klänge aus Afrika und aus Musicals. Und aus all dem strahlt eine sagenhafte Lebensfreude, die natürlich noch berückender hervortritt, wenn man weiß, dass der Mann, der diese Oden an die Freude singt, von Geburt an blind ist.
Natürlich sind hier alle Hits drauf. Das packende Signed, Sealed, Delivered I’m Yours, Superstition als die Definition von Funk, das zackige Part-Time Lover, das schlicht bezaubernde I Just Called To Say I Love You. Auch Wonders Duette mit dem Hochadel des Pops: Ebony And Ivory mit Sir Paul McCartney, herrlich schmalzig, und That’s What Friends Are For mit Sir Elton John, ganz sanft.
Nur weniges ist verzichtbar: Higher Ground scheitert beim Versuch, ein zweites Superstition zu werden, die neueren Stücke erreichen nicht das Niveau der Klassiker. Doch die hört man immer wieder gerne, ob Master Blaster oder You Are The Sunshine Of My Life, das einfach viel zu stilsicher ist, um in Kitsch-Verdacht zu geraten.
Dazu gibt es ein paar Entdeckungen: eine sagenhaft wehmütige Version von Dylans Blowin‘ In The Wind und Sir Duke, das deutlich macht, dass Musikalität kein Schimpfwort sein muss. Schon gar nicht bei so viel Talent.
Dieser Song ist Funk: Stevie Wonder singt Superstition:
httpv://www.youtube.com/watch?v=wDZFf0pm0SE
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