Hingehört: The Asteroids Galaxy Tour – „Out Of Frequency“

Wie das Cover ist auch die Musik auf "Out Of Frequency": klassisch und doch futuristisch.
Wie das Cover ist auch die Musik auf „Out Of Frequency“: klassisch und doch futuristisch.
Künstler The Asteroids Galaxy Tour
Album Out Of Frequency
Label BMG
Erscheinungsjahr 2012
Bewertung ***

The Asteroids Galaxy Tour sind eine Erfolgsgeschichte. In ihrer dänischen Heimat wurde die Band für das Debütalbum Fruit (2009) gefeiert. In Holland entschloss sich die Heineken-Brauerei, eines ihrer Lieder für einen Werbespot zu nutzen. In Cannes bekamen The Asteroids Galaxy Tour für diese Zusammenarbeit einen Silbernen Löwen. Die Single The Golden Age erreichte in Italien und der Schweiz Goldstatus und Platz 1 der Radiocharts in Österreich.

Spätestens, als das Jahr 2011 erreicht war, zeigte sich also ganz Europa begeistert von The Asteroids Galaxy Tour. Ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Deutschen bewohntes Land hört nicht auf, dem betörenden Sound der Band um die ebenso blonde wie wilde Frontfrau Mette Lindberg Widerstand zu leisten. Das soll sich nun ändern. Mit ihrem zweiten Album Out Of Frequency starten The Asteroids Galaxy Tour erneut einen Großangriff auf die Charts, und diesmal soll auch Deutschland erobert werden.

Die Zeichen stehen gut: Im April werden die Dänen für fünf Konzerte nach Deutschland kommen und ihre Live-Qualitäten unter Beweis stellen. Mit Out Of Frequency haben sie ein Album im Gepäck, das ebenso fantasievoll wie ehrgeizig ist, ebenso klassisch wie futuristisch.

Am Beginn der Platte steht mit Gold Rush Pt. 1 so etwas wie eine Einmarschmusik. Es könnte auch die Nationalhymne von The Asteroids Galaxy Tour sein, die Titelmelodie zur schicksten Quizshow der Welt oder der Soundtrack zu einer Fernsehserie mit einem ultracoolen Kommissar. Ganz viel Bläser-Power, dazu die Eleganz von Soul und die Rhythmusdominanz von Funk – das sind auf dem gesamten Album die Zutaten für dieses Gute-Laune-Paket.

In Major mit seinem übermütigen Refrain kommt ein bisschen Reggae dazu. Ghost In My Head vereint Dancehall mit der Experimentierfreude von M.I.A. Suburban Space Invader hat viel Hitpotenzial und die Leichtigkeit von Jackson-5-Songs.

Ein weiterer Höhepunkt ist Heart Attack. Das Stück wartet mit dem genialsten Orgelriff seit Smash Mouths Walking On The Sun auf und ist genauso euphorisch, ungestüm und unmittelbar, wie es ein Lied eben sein muss, in dem Textzeilen wie «head over heels» oder «bang, bang, bang, give me heart attack» vorkommen.

Fast kindlich klingt die sonst oft an die schmeichelnde Kratzbürstigkeit von Macy Gray erinnernde Stimme von Mette Lindberg im Titelsong Out Of Frequency, in dem The Asteroids Galaxy Tour beweisen, dass sie auch nichts gegen schamlosen, schrillen Pop haben (kein Wunder: sie waren bereits mit Katy Perry auf Tour) und in solch ein Lied trotzdem noch ein gewagtes Flötensolo hineinmogeln können.

Das ist durchaus ein Markenzeichen von The Asteroids Galaxy Tour, die neben der Sängerin aus Lars Iversen, dem musikalischen Kopf der Formation, und derzeit vier weiteren Leuten bestehen: Sie haben Spaß an großem Kino, aber auch keine Angst davor, ein bisschen schräg zu sein. So klingt Arrival Of The Empress (Prelude) wie Indianer im Weltall. Cloak & Dagger traut sich, den Rhythmus von Hit The Road Jack leicht abgewandelt zum Fundament zu machen. Theme From 45 Eugenia ist lupenreiner Space-Funk. Auch in den Texten halten die Dänen nichts davon, sich mit  den üblichen Themen zu begnügen: «Wir wollten die Leute nicht mit unseren Tagebüchern langweilen. Wir wollten Musik von wahrhaftig filmischer Qualität machen – Songs mit Charakteren, die nicht unbedingt wir selbst sind. Songs mit bösen Jungs, Helden und Liebespaaren», sagt Iversen.

Dazu kommen eine beachtliche Energie und der unkaputtbare Optimismus, den Out Of Frequency ausstrahlt. Im letzten Drittel geht Out Of Frequency ein wenig die Puste aus. Aber über weite Strecken klingt das Album, als hätte jemand The Sounds mehrere Monate in einem Freizeitpark eingesperrt – mit nichts als Nahrung außer einem Stapel Parliament-Platten. Fantasy Friend Forever ist ein gutes Beispiel dafür, auch Mafia gehört dazu, das ebenso sonnig und rotzig klingt wie Lily Allen.

Deutschland sollte unbedingt aufpassen, sich diese Band nicht noch einmal entgehen zu lassen.

Sogar die Sonnenbrille passt zum Titel: The Asteroids Galaxy Tour spielen Heart Attack live in einem Radiostudio:

httpv://www.youtube.com/watch?v=7BnqYrhSWjQ

Im April spielen The Asteroids Galaxy Tour live in Deutschland:

17. April – Lido, Berlin

18. April – Backstage, München

19. April – Karlstorbahnhof, Heidelberg

20. April – Gebäude 9, Köln

21. April – Uebel & Gefährlich, Hamburg

The Asteroids Galaxy Tour bei MySpace.

Diese Rezension gibt es auch bei news.de.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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