Künstler | The Beatles | |
Album | Abbey Road | |
Label | EMI | |
Erscheinungsjahr | 1969 | |
Bewertung |
Nicht die Sun-Studios, in denen Elvis seine Klassiker aufgenommen hat, nicht die kleine Hütte in Kingston, in der Mr. Perry auf einem 4-Spur-Recorder den Reggae erfunden hat, nicht die Polar-Studios in Stockholm, in denen Abba die Discomusik perfektioniert haben.
Das berühmteste Mischpult der Welt steht in England, in London, in der Abbey Road. Hier haben die Beatles in kurzer Zeit viele Meisterwerke aufgenommen. Und in der langen Zeit danach haben in der berühmten Abteistraße eine Menge anderer Leute deutlich weniger Meisterwerke auf Tonträger gebracht. Deshalb stehen die Abbey-Road-Studios immer noch fast synonym für die Fab Four.
Wenn man sich den Aufnahmeraum vorstellt, sieht man John, Paul, George und Ringo musizieren, vielleicht auch noch George Martin hinter den Reglern, Yoko Ono, die in einer Ecke abhängt oder Billy Preston, der am Klavier auf seinen Einsatz wartet. An einem heiteren Tag haben die Beatles den Fußgängerüberweg vor den Studios überquert, und unzählige Touristen haben seitdem diesen armen Zebrastreifen malträtiert.
Das liegt an diesem Album. Das letzte, das „zu Lebzeiten“ der Beatles veröffentlicht wurde, aber schon während der Aufnahmen waren sie nur noch selten alle zur selben Zeit im Studio. Jeder kam, spielte seine Tracks und ging wieder. Um unter solchen Umständen dennoch ein organisches, lebendiges Album zu produzieren, muss man wohl schon – naja, eben die Beatles sein.
Bestes Beispiel dafür ist gleich der Opener, der ironischerweise auch noch Come Together heißt. Unglaublich schwarz und sexy. Auch Something, mit seiner Sanftheit und Emotionalität vielleicht das schönste Liebeslied aller Zeiten, klingt eher wie der First-Take einer spontanen Live-Session, als wie das Ergebnis wochenlanger Studiotüftelei. Maxwell´s Silver Hammer ist schon etwas verkopfter und wäre eigentlich der ideale Song für Ringo Starrs Stimme gewesen. Aber der kommt dann ja noch im famosen Octopus´s Garden zu seinem Recht.
Dazu gibt es das bittersüß brodelnde Oh! Darling und den Popsong schlechthin: Here Comes The Sun. Diese Gitarrenmelodie, dieser Optimismus, diese wunderschöne Orgel, diese Selbstverständlichkeit! Alles Highlights, selbst für Beatles-Verhältnisse.
Dennoch hatten die (schon längst nicht mehr) Pilzköpfe (sondern Bartträger) bei Abbey Road ihren Zenit schon überschritten. Nur ein wenig, aber doch spürbar. Der Schleicher I Want You (She´s So Heavy) gerät etwas zu ambitioniert und vor allem zu lang. Und die letzten zehn Stücke, wenn auch von George Martin zu einem wundervollen Gesamtkunstwerk ineinandergemischt, haben zwar teilweise wieder die melodiöse Klasse ihrer besten Songs, bleiben aber mitunter bei aller Komplexität und trotz aller Streicher und Bläser etwas skizzenhaft, wirken manchmal wie Fingerübungen und sind im Gegensatz zu den Liedern im ersten Drittel des Albums nur selten zwingend.
Aber auch hier wirkt der Seargent Pepper-Effekt: Die einzelnen Stücke sind keine Großtaten, entwickeln aber in ihrer Gesamtheit einen eigenen Reiz und werden so ungemein beeindruckend. Denn schließlich wissen die Beatles, wie es geht. Wer sonst. Und zum Abschied geben sie allen zukünftigen Musikern noch einen Gruß mit auf den Weg: Boy, you´re gonna carry that weight / carry that weight a long time.
Kaum zu fassen: Michael Jackson singt Come Together:
httpv://www.youtube.com/watch?v=w_Z8k5ChsX8
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