Künstler | The Beatles | |
Album | Beatles For Sale | |
Label | EMI | |
Erscheinungsjahr | 1964 | |
Bewertung |
– Billy Corgan: „What you been listening to lately – Beatles still?“
– Noel Gallagher: „Not so much. And never the early Beatles. I mean the early Beatles were crap, bag of shite. It´s only when the drugs get more interesting that the music does. But all that Love Me Do gear. You having that? I´m not having that. It´s rubbish.“
Dieser Dialog hat tatsächlich stattgefunden. Die zwei größten Songschreiber der 1990er Jahre reden über die größten Songschreiber aller Zeiten. History in the making. Soviel Blödsinn Noel Gallagher auch sonst erzählen mag, und so gerne er übertreibt: Ein Fünkchen Wahrheit ist in seiner Aussage enthalten. Man muss das Frühwerk der Beatles vielleicht nicht gerade „bag of shite“ nennen. Aber in den ersten Jahren waren sie eben manchmal auch nicht viel mehr als nur eine verdammt gute Tanzkapelle. Vielleicht komme ich wegen solcher Sätze in die Hölle. Aber richtig interessant (ob wegen der Drogen oder aus anderen Gründen) wurde die Sache erst ab Rubber Soul.
Im soeben geschmähten Frühwerk von John, Paul, George & Ringo ist dieses Album aber das beste. Wie schon auf den ersten beiden Alben lautet das Verhältnis von eigenen Stücken zu Coverversionen auch hier acht zu sechs. Beatles For Sale ist aber das erste Album, auf dem die Eigenkompositionen die restlichen Stücke um eine Klasse überragen. Die Fab Four waren noch nicht im Olymp angekommen, die Konkurrenz hatten sie aber bereits deutlich abgehängt.
Die Coverversionen sind (abgesehen von dem schnulzigen Mr. Moonlight) beileibe nicht schlecht. Buddy Hollys Words Of Love oder Chuck Berrys Rock´N Roll Music werden perfekt umgesetzt. Honey Don´t hat den Charme aller von Ringo Starr gesungenen Stücke. Everybody´s Trying To Be My Baby und das Medley sind allerfeinster Rock´N Roll.
Aber Lennon/McCartney beschränken sich nicht mehr auf Epigonentum, denn sie haben genug Selbstbewusstsein entwickelt, um sich voll und ganz auf ihr eigenes Talent zu verlassen. Ab jetzt sollten aus ihrer Feder fast nur noch Highlights fließen. Das seltsam getrieben No Reply zum Auftakt etwa. Riesiger Drive, ein Text für einen Klassiker und Handclaps. Auch beim energetischen Eight Days A Week mit dem ungewöhnlichen Fade-in wird fleißig geklatscht – und zwar völlig zu Recht. I´m A Loser groovt formidabel und wurde seltsamerweise nicht vom sonst für diese Rolle vorgesehenen Ringo gesungen.
Das Break von Baby´s In Black gehört noch heute zu den gesanglichen Großtaten der Beatles. Oh how long will it take / Till she sees the mistake / she has made / Dear, what can I do / Baby´s in black / And I´m feeling blue. So einfach ist das. Unwiderstehlich auch Pauls bittersüßes I´ll Follow The Sun.
Überhaupt geraten jetzt selbst die ganz schlichten Kompositionen zu Großtaten, was auch das sympathische Every Little Thing und das straighte What You´re Doing beweisen. Ein textlich wie musikalisch ganz großer Wurf gelingt auch mit dem grandiosen I Don´t Want To Spoil The Party.
Wie hat Derek Taylor doch 1964 so schön auf die Plattenhülle geschrieben: „The kids of AD 2000 will draw from the music much the same sense of well being and warmth as we do today. For the magic of the Beatles is, I suspect, timeless and ageless.“ Da würde auch Noel zustimmen.
Live im Fernsehen, und schon damals als Jahrhundertsensation angekündigt: I’m A Loser:
httpv://www.youtube.com/watch?v=ukWRRNqMAZ4